Vitiligo ist nicht nur ein kosmetisches Problem |
Die Weißfleckenkrankheit ist nicht ansteckend und sie zieht auch nicht die inneren Organe in Mitleidenschaft. Da sie aber manchmal von anderen Krankheiten begleitet wird, rät Liebich Betroffenen dazu, sich auf jeden Fall auf weitere Autoimmunerkrankungen untersuchen zu lassen. »Dazu gehören eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse, aber auch entzündliche Augenerkrankungen, die bösartige Blutarmut sowie Diabetes mellitus Typ I«, sagt der Sprecher des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen.
Wie Vitiligo genau entsteht, wird noch erforscht. Eine erbliche Veranlagung könnte eine Rolle spielen, denn nach Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) tritt bei etwa 25 bis 50 Prozent der Menschen mit Vitiligo die Erkrankung auch bei Verwandten auf. Auch dass körperlicher oder auch psychischer Stress die Entstehung der weißen Flecken auslösen kann, gelte als gesichert, erläutert Dermatologe Liebich. »Möglicherweise führt der Stress dazu, dass Nervenzellen bestimmte Stoffe abgeben, die das Immunsystem aktivieren, das dann wiederum die Melanozyten angreift.« Dementsprechend könne körperliche und psychische Entspannung den Verlauf der Krankheit auch bremsen: »Darin liegt eine große Chance.«
In der Arztpraxis ist Vitiligo an den typischen schwach pigmentierten, weißen Flecken zu erkennen. Dazu setzen Ärzte das sogenannte Wood-Licht oder »Schwarzlicht« ein. Es strahlt eine Form von UV-A-Licht aus, das die Vitiligo-Herde weißlich-gelb aufleuchten lässt. Eine Gewebeprobe (Biopsie) kann zusätzlich Aufschluss geben: Im Fall der Vitiligo befindet sich kein braunes Hautpigment (Melanin) in den Zellen der Oberhaut und manchmal finden sich Ansammlungen bestimmter Zellen des Abwehrsystems (Lymphozyten) in der Haut.
Menschen mit Vitiligo sehen sich häufig Vorurteilen ausgesetzt. Manche Kinder werden in der Schule wegen ihres Aussehens gehänselt oder gar gemobbt. Solche Erlebnisse können das Selbstbewusstsein schwächen, die Lebensqualität einschränken und manchmal zu psychischen Problemen führen. Dann kann eine psychologische Betreuung sinnvoll sein. Im Alltag hilft es manchen Menschen auch, die Flecken mit einem abdeckenden Camouflage-Make-up zu kaschieren – vor allem im Gesicht.
»Vitiligo ist eine ernst zu nehmende Krankheit. Patientinnen und Patienten sollten keinesfalls mit dem Hinweis ‚das ist nur kosmetisch‘ abgewiesen werden«, betont Professor Dr. Markus Böhm, Koordinator der Behandlungs-Leitlinie.