Vom Schmerz in die Sucht |
Juliane Brüggen |
22.03.2024 12:00 Uhr |
Pogarell sagt klar: Ansprechen und Hilfe anbieten. »Immer, wenn Sie ein Problem, wie eine aus dem Ruder gelaufene Medikation erkennen, sprechen Sie das Thema an. Machen Sie die Patientin oder den Patienten auf das Problem aufmerksam, schaffen Sie Problembewusstsein.« Eine Kurzintervention oder allein das Aushändigen eines Flyers könnten bei der betroffenen Person etwas anstoßen und zum Nachdenken anregen. Dabei sei es wichtig, authentisch zu sein, keine Vorwürfe zu machen und den Patienten an entsprechende Anlaufstellen zu verweisen – in der Apotheke ist dies meist der Verweis an den Arzt.
Im Beratungsgespräch können folgende Fragen aus einem Leitfaden der Bundesärztekammer hilfreich sein:
Umfangreiche Hilfestellungen gibt es außerdem im ABDA-Leitfaden »Arzneimittelmissbrauch«, in der S3-Leitlinie »Medikamentenbezogene Störungen« und im Leitfaden der Bundesärztekammer »Schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit von Medikamenten«.
Pregabalin ist in die Schlagzeilen geraten, nachdem in Großbritannien vermehrte Todesfälle in Zusammenhang mit dem Gabapentinoid aufgetreten sind. Bestimmungsgemäß wird es bei Epilepsie, neuropathischen Schmerzen und generalisierten Angststörungen eingesetzt. Pogarell zufolge ist der psychotrope Effekt vergleichbar mit Diazepam. Bei 5 bis 12 Prozent der Anwendenden komme es zu Euphorie.
»Pregabalin ist eine sichere Substanz«, betont der Suchtexperte. Gefährlich werde es, wenn Personen das Gabapentinoid in hohen Dosen einnehmen und mit anderen psychotropen Substanzen wie Opioiden kombinieren – das betreffe vor allem die missbräuchliche Anwendung. Im schlimmsten Fall drohe eine Atemdepression, die potenziell tödlich enden kann. Ein Risikofaktor hierfür sei eine Vorschädigung der Lunge, zum Beispiel durch COPD.