Wann Antibiotika und Analgetika helfen |
Im Gegensatz dazu wird im therapeutischen Bereich die Antibiose in der Regel zwei bis drei Tage nach Abklingen der akuten Symptome fortgesetzt. Hier erfolgt die Einnahme also in der Regel für mindestens eine Woche. Schmerzen und Schwellung sollten jedoch nicht einfach zu einer Antibiose führen, sondern Zahnärzte bemühen sich zunächst um eine genaue Abklärung der Ursache und Sanierung des Infektionsherds. Geht die Entzündung beispielsweise lokal von einem Zahn aus, kann er mit einer Wurzelkanalbehandlung oft sogar ganz ohne Antibiotikum behandelt und erhalten werden.
Ist eine systemische Antibiose indiziert, greifen Zahnärzte ebenfalls gerne zum bakteriziden Amoxicillin. Es kann bei schweren Infektionen mit Clavulansäure kombiniert werden. Patienten sollten vor der Einnahme etwas essen, dann ist es besser verträglich. Eigentlich sollten Zahnärzte nur im Falle einer Allergie oder Kontraindikation auf Clindamycin ausweichen. Clindamycin wurde von den Herstellern allerdings als besonders gut knochengängig beworben, sodass das Verschreibungsverhalten teilweise noch anders aussieht. Studien belegen mittlerweile, dass die Knochen- und Pulpa-Penetration von Amoxicillin dem in nichts nachsteht – bei zugleich besserer Verträglichkeit und weniger Durchfällen. Zudem beobachten Experten in den letzten Jahren eine zunehmende Resistenzentwicklung bei Clindamycin. Manchmal greifen Zahnärzte auch zu Penicillin V. Alternativ kommen bei einer Allergie auch Makrolide wie beispielsweise Roxithromycin infrage, andere Antibiotika spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Bei parodontalen Infektionen sieht die Wirkstoffwahl etwas anders aus. Parodontitis ist häufig, wird aber gerne unterschätzt. Sie kann aggressiv oder als chronisch-entzündliche Erkrankung verlaufen und hängt mit einem dysbiotischen Biofilm zusammen. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, schwindet das zahntragende Gewebe und es droht schließlich Zahnverlust. Zur Basis jeder Therapie zählen daher eine Verbesserung der Mundhygiene, regelmäßige professionelle Zahnreinigung und möglichst die Reduktion von Risikofaktoren, wie etwa durch Raucherentwöhnung. Je nach Befund kommen verschiedene ursachenbezogene Therapien zum Einsatz. In bestimmten Fällen ist sogar eine systemische Antibiose notwendig. Diese ergänzt allerdings nur die mechanische Entfernung des Biofilms, sie ersetzt diese nicht. Schließlich wird ohne lokale Entfernung und Reduktion des Biofilms gar keine wirksame Antibiotikakonzentration in den Zahnfleischtaschen erreicht. Die medikamentöse Therapie erfolgt daher zeitgleich mit der lokalen zahnärztlichen Behandlung, andernfalls leidet die Wirksamkeit deutlich.
Bei chronischer Parodontitis empfiehlt die aktuelle Leitlinie eine systemische Therapie ab einem bestimmten Schweregrad für Patienten, die jünger als 56 Jahre alt sind. Erste Wahl ist die Kombination von 500 mg Amoxicillin mit 400 mg Metronidazol jeweils dreimal täglich für sieben Tage. Metronidazol alleine ist nur zweite Wahl bei einer Penicillin-Allergie oder nach dem Auftreten eines Arzneimittel-Exanthems. Achtung: Während der Anwendung von Metronidazol bis zu 48 Stunden danach ist Alkohol verboten und der Urin kann sich dunkel verfärben. Diese Hinweise sollten in der Beratung nicht fehlen. Auch bei aggressiver Parodontitis bis 35 Jahre gehört die Antibiose klassischerweise zur Therapie. Bei chronischen Verläufen bei Patienten über 56 Jahren könne laut Leitlinie hingegen üblicherweise darauf verzichtet werden.