»Wann ist ein Mann ein Mann?« |
Schlau sollen sie sein, Pfeife rauchen, einen Herzinfarkt bekommen – und, vielleicht am schlimmsten: »dünnes Haar«. Doch stimmen die »Männer«-Klischees genau 4 Jahrzehnte nach Erscheinen des Grönemeyer-Songs noch? / Foto: Getty Images/bowie15
Egal, ob Jürgen Klopp, Elon Musk oder Christian Lindner: Männer wollen schön sein und die mit »dünnem Haar« lassen sich auch deshalb immer häufiger die Haare transplantieren. Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) zufolge, die der Nachrichtenagentur dpa vorab vorliegen, machten Haartransplantationen in diesem Jahr hierzulande etwa 7,1 Prozent unter allen ästhetisch-plastischen Behandlungen aus. Das waren 5,3 Prozentpunkte mehr im Vergleich zu den beiden Vorjahren.
Offiziell wird die DGÄPC-Statistik für das Jahr 2023 am 30. November veröffentlicht. Demnach kletterten Haartransplantationen bei Männern von Rang 15 der beliebtesten Eingriffe in Deutschland auf Rang 5 – ein Rekord. Ein Blick in die verschiedenen Generationen zeigt außerdem: Die Transplantationen sind vor allem bei Männern bis 50 beliebt.
Der Eingriff wurde zum ersten Mal bereits Anfang des 19. Jahrhunderts von dem deutschen Chirurgen Johann Friedrich Dieffenbach beschrieben, wie der Facharzt für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie und Präsident der DGÄPC, Alexander Hilpert, sagt. Allerdings war die Haar-Nachhilfe in Deutschland lange mit viel Scham behaftet. Erst vor rund zehn Jahren nahm es der Fußballtrainer Jürgen Klopp als einer der ersten ganz locker: »Ja, es stimmt, ich habe mich einer Haartransplantation unterzogen. Und ich finde, das Ergebnis ist ganz cool geworden, oder?«, sagte er 2013. In anderen Ländern hingegen sei das schon länger kein allzu großes Thema, sagt Hilpert.
Schlausein kann vieles bedeuten. Blickt man zum Beispiel auf die Studierendenstatistik, sieht man: Im Wintersemester 2022/23 gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mehr als 2,9 Millionen Studierende in Deutschland. Demnach waren etwas weniger Männer (49,8 Prozent) als Frauen (50,2 Prozent) eingeschrieben.
Als Grönemeyers Lied »Männer« 1984 rauskam, sah das noch ganz anders aus: Im Wintersemester 1983/1984 waren im damaligen West-Deutschland knapp 1,27 Millionen Studierende eingeschrieben, so das Statistische Bundesamt. Der Männeranteil lag damals bei mehr als 60 Prozent. Allerdings zeigen die Zahlen, dass sich über die Jahre nicht weniger Männer für eine akademische Laufbahn entschieden, sondern eher immer mehr Frauen, sodass die Frauen die Männer heute sogar überholt haben.