Wann ist Frühdiagnostik sinnvoll? |
Juliane Brüggen |
20.09.2024 13:00 Uhr |
Eine Alzheimer-Erkrankung macht sich oft schleichend bemerkbar, was eine frühe Diagnose erschwert. / Foto: Getty Images/Piksel
Das wichtigste Argument für eine Frühdiagnostik sei üblicherweise das Vorhandensein einer wirksamen Therapie, erklärt Professorin Dr. Dorothee Saur, Leiterin der Demenzsprechstunde am Universitätsklinikum Leipzig, in einem Videobeitrag. Für die Alzheimer-Demenz gelte dies nur bedingt, da die Erkrankung nicht heilbar ist und die Behandlungsmöglichkeiten limitiert. Daran könnte sich jedoch in Zukunft etwas ändern: Ein erster Schritt seien die monoklonalen Antikörper Lecanemab und Donanemab, die ein neues Wirkprinzip bieten und im frühen Stadium ansetzen. In der EU sind sie bislang nicht zugelassen.
Eine frühe Diagnose habe unabhängig von der Therapie einen Vorteil: »Vor allem gewinnen Ärzt:innen und Patient:innen Zeit«, so Saur. Zeit, in der zum Beispiel wichtige Entscheidungen für das weitere Leben getroffen werden können.
Betroffene könnten sich außerdem darauf konzentrieren, einer zusätzlichen vaskulären Schädigung des Gehirns vorzubeugen. »Man kennt den Feind und kann ihm ins Auge sehen«, so Saur. Essenziell sind ihr zufolge körperliche Bewegung, kognitives Training und ausreichend Schlaf. Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus sollten gut eingestellt, auf Rauchen und Alkohol verzichtet werden. Liegt bereits eine leichte Demenz vor, komme außerdem der Einsatz von Medikamenten wie Acetylcholinesterase-Hemmern infrage.
Eine Diagnostik empfiehlt Saur, wenn der Verdacht auf den Frühverlauf einer Alzheimer-Erkrankung besteht. Die betroffenen Personen stellten sich oft mit dem Leitsymptom einer Gedächtnisstörung oder kognitiven Einschränkungen vor. »Red Flags« – meist von den Angehörigen bemerkt – sind Saur zufolge das wiederholte Erzählen der gleichen Geschichten, das wiederholte Stellen der gleichen Fragen und Orientierungsstörungen in einer fremden Umgebung. Dies deute darauf hin, dass das Hippocampus-abhängige Gedächtnis gestört sei. Als weitere, allerdings eher unspezifische Symptome, nennt sie Wortfindungsstörungen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen.