Wann Leberwerte Grund zur Sorge sind |
Erhöhte Leberwerte sind ein häufiger Befund im medizinischen Alltag. Experten gehen davon aus, dass sich im Rahmen einer Routine-Laboruntersuchung bei etwa 20 Prozent der Untersuchten zumindest ein erhöhter Wert zeigt. Ob die Erhöhung auf eine Lebererkrankung zurückzuführen ist oder es sich lediglich um eine vorübergehende Auffälligkeit handelt, lässt sich bereits anhand der Kombination der erhöhten Werte einschätzen.
Grundsätzlich gilt: Ein einzelner erhöhter Leberwert hat in der Regel keinen Krankheitswert oder weist auf Erkrankungen anderer Organe hin. So liegt eine isolierte Erhöhung des Bilirubinwertes bei etwa jedem zehnten Erwachsenen vor und wird meist durch körperlichen Stress wie Fasten, Infektionen oder Alkoholkonsum verursacht. Ein erhöhter GOT-Wert kann auch Parameter für eine Muskelerkrankung oder einen Herzinfarkt sein. Ein isolierter GGT-Wert weist weniger auf eine Lebererkrankung als auf einen Diabetes mellitus oder das metabolische Syndrom hin. Ein erhöhter AP-Wert gilt in der Schwangerschaft als normal, da die AP von der Plazenta gebildet wird.
Erst die parallele Erhöhung mehrerer Werte beziehungsweise ein Absinken des Cholinesterase- sowie Albumin-Spiegels lässt die Wahrscheinlichkeit einer Lebererkrankung steigen. Ob weitere Untersuchungen eingeleitet werden, hängt nun von der Höhe der Normabweichung ab. Sind die Werte maximal um das Zweifache des Normwertes erhöht und ist der Betroffene beschwerdefrei, werden die Werte nach zwei bis drei Monaten kontrolliert. Bei etwa 1/3 der Betroffenen normalisieren sich die Leberwerte in dieser Zeit wieder. Sind die Werte stärker erhöht oder nach drei Monaten weiterhin erhöht, ist die Einleitung weiterer Untersuchungen gerechtfertigt. Sehr stark erhöhte Werte (50- bis 100-fach) deuten auf eine akute Vergiftung hin.
Neben den Leberwerten entscheidet eine umfassende Anamnese über die Notwendigkeit weitergehender Untersuchungen. Viele Faktoren können die Leberfunktion beeinflussen und lassen sich im Gespräch identifizieren. Eine der wichtigsten Fragen ist die nach dem Medikamentengebrauch der Betroffenen. Zu den häufigsten Ursachen vorübergehend erhöhter Leberwerte gehört die Einnahme von Antibiotika, Antiepileptika, nichtsteroidale Antirheumatika, Statinen, Methyldopa und antiretroviralen Substanzen zur Behandlung von HIV. Allerdings sollten Betroffene auch pflanzliche Präparate und Nahrungsergänzungsmittel mit angeben, da sie ebenfalls Auswirkungen auf die Leber haben können. Weiterhin fragen Mediziner zum Beispiel nach dem Alkoholkonsum, der Exposition mit chemischen Substanzen, unternommenen Reisen, Tätowierungen oder der sexuellen Aktivität. Nicht zu unterschätzen ist zudem die Ernährung. Fällt sie sehr fettreich aus, kann das ebenso Auswirkungen haben wie eine Nahrungskarenz bei Fastenkuren.
Der Lebensstil spielt bei dauerhaft erhöhten Leberwerten sowie vielen Lebererkrankungen eine wichtige Rolle. Betroffene können mit einigen Anpassungen aktiv dazu beitragen, dass sich die Leberwerte verbessern und eine dauerhafte Schädigung des Organs vermeiden. Besonders wichtig ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Während Gemüse und Obst häufig auf dem Speiseplan stehen sollten, wird geraten, auf tierische Fette, Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel weitestgehend zu verzichten. Der Alkoholkonsum sollte überschaubar sein, bei einer vorliegenden Lebererkrankung am besten vollständig eingestellt werden. Wichtig ist außerdem regelmäßige Bewegung. Experten empfehlen, etwa 3 Stunden pro Woche körperlich aktiv zu sein. Diese unterstützt bei vorliegendem Übergewicht zudem eine moderate Gewichtsreduzierung. Von Nulldiäten hingegen wird abgeraten, da diese die Leber zusätzlich belasten.