Warum der »Silent Killer« so gefährlich ist |
Experten nennen ihn »Silent Killer«, weil er oft unbemerkt bleibt: Bluthochdruck. Eine regelmäßige Blutdruckkontrolle kann dem entgegenwirken. / © Getty Images/Kateryna Artsybasheva
Bluthochdruck kann zu schlimmen Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenversagen führen. Deshalb wird zum sogenannten Welthypertonietag am 17. Mai jährlich über die Volkskrankheit aufgeklärt. Denn wenn die Diagnose einmal gestellt ist, ähneln sich bei Patienten die Fragen: Bleibt das für immer? Wie kann das wieder weggehen?
Keine internistische Erkrankung gebe es in Deutschland häufiger als die arterielle Hypertonie – also Bluthochdruck, erklärt Anne Fleck, Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie. Das Krankheitsbild liegt nach Angaben der European Society of Hypertension vor, wenn die systolischen Werte 140 mmHg und/oder die diastolischen Werte 90 mmHg überschreiten.
Der erste, systolische Wert bezieht sich auf den Druck in den Arterien, wenn das Blut aus dem Herzen herausgepumpt wird. Ideal sind hier etwa 120 mmHg oder weniger. Die in der Regel dreistellige Zahl wird auch oberer Wert genannt, weil sie bei digitalen Blutdruckgeräten auf der Anzeige oben steht. Darunter findet sich als unterer der zweite, diastolische Wert. Dieser misst den Druck in den Arterien, wenn das Blut wieder zurück ins Herz fließt und es sich entspannt. Ziel sind hier etwa 80 mmHg oder weniger.
Zum ersten Wert stellt Markus van der Giet, Vorsitzender der Deutschen Hochdruckliga, fest: »98 Prozent der Patienten kämpfen damit.« Bluthochdruck kann auch in einer Kombination von systolischer und diastolischer Hypertonie und anderen Formen auftreten. Allgemein gilt bei Bluthochdruck: Wer nichts dagegen unternimmt, steigert das Risiko für weitere Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems. Das können Herzinfarkt oder Schlaganfall sein.
Wenn das System ins Ungleichgewicht gerät und der Körper seine Funktionen erhalten will, entsteht Bluthochdruck. Das kann der normale Alterungsprozess sein, wie Bluthochdruckexperte van der Giet erklärt: »Bei jedem steigt im Laufe des Lebens der Blutdruck an.« Dabei geht es um die Versteifung der Gefäße. Beim Blutdruck spielen aber auch das Geschlecht (Männer sind häufiger betroffen) und erbliche Veranlagungen eine Rolle.
Häufig bestehe auch eine erbliche Veranlagung, wenn ein Elternteil oder beide Eltern eine Hypertonie haben, sagt Experte Martin Middeke, Professor für Innere Medizin und ehemaliger Leiter des Hypertoniezentrums München. Das beginne im jungen und mittleren Erwachsenenalter, meist mit einem Anstieg des diastolischen Blutdruckes, also des unteren Werts. Gründe hierfür können Gewichtszunahme, mangelnde körperliche Aktivität oder chronischer Stress sein.
Daneben gibt es für Bluthochdruck weitere Faktoren wie Insulinresistenz, hoher Alkohol- und Nikotinkonsum oder eine zu salzreiche oder kaliumarme Ernährung. Auch Infektionskrankheiten wie Virusinfektionen (Covid-19) oder chronische Borreliose-Erkrankungen, mit denen der Körper kämpft, können für Bluthochdruck oder starke Schwankungen des Blutdrucks sorgen. Die Niere hat als Filter eine besondere Rolle im Körper – und wenn das nicht gut funktioniert, ist es nach van der Giets Worten wie bei einer verstopften Espressomaschine. »Dann produzieren wir höheren Druck.«