Warum die Medizin weiblicher werden muss |
Das Institut »Gender in Medicine« ist bereits seit 2007 eine eigenständige Einrichtung der Berliner Charité, allerdings hat die Mehrheit der Hochschulen bisher keine solchen Institute. In Magdeburg hat die Medizinerin Ute Seeland am 1. März eine neue Stiftungsprofessur für Geschlechtersensible Medizin übernommen, nach Angaben der Universität Magdeburg die erste Professur dieser Art in Vollzeit und mit klinischer Anbindung.
Bis heute sei das weibliche Geschlecht in Studien unterrepräsentiert, kritisiert Seeland. »Frauen einzubinden, gilt als kompliziert, da ihre Reaktionen auf Medikamente hormonell bedingt variieren können«, erläutert sie. Mittlerweile wachse aber das Bewusstsein dafür, dass es wichtig sei, Diagnose, Therapie und Prävention an die unterschiedlichen hormonellen Phasen anzupassen. »Es gibt eben nicht die eine Frau«, betont Seeland. Auch dank sozialer Medien seien viele Menschen mittlerweile besser aufgeklärt, zum Beispiel über die Themen Schwangerschaft und Menopause.
Wegen ihrer hormonellen Unterschiede erkranken Frauen und Männer anders, zeigen unterschiedliche Symptome beziehungsweise sind in unterschiedlichem Alter besonders gefährdet für bestimmte Krankheiten. Dies ist etwa für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Herzinfarkt bereits relativ gut erforscht.
Weil die herkömmliche Diagnostik am Mann orientiert sei, werde bei Frauen häufig verzögert diagnostiziert, beklagt die Herzchirurgin und Autorin Eifert: »Wenngleich aufgrund der verbesserten Diagnostik und Therapie die Sterblichkeit nach Herzinfarkt in Deutschland in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken ist, liegt sie bei Frauen fast doppelt so hoch wie bei Männern.«
Hintergrund könnte sein, dass Studierende über viele Jahre die typischen Symptome für einen Herzinfarkt beim Mann kennenlernen – nämlich starke Schmerzen in der Brust, die ausstrahlen können, und Atemnot. Frauen haben aber oft ganz unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit oder Schwäche.