Warum es Corona im Winter leichter hat |
Ein weiteres Problem: Das Nasen- und Bronchialsystem könne Viren im Winter schlechter unschädlich machen, sagt HNO-Arzt Deitmer. Über die Flimmerhärchen würden die Viren aus den Bronchien zum Kehlkopf beziehungsweise aus der Nase in den Rachen transportiert und von dort in den Magen »abtransportiert und entsorgt«. Dieser sogenannte Flimmertransport von Viren und Partikeln auf der Schleimhaut verlaufe bei kälteren Temperaturen und relativ niedriger Luftfeuchtigkeit langsamer und zäher.
Ein Aspekt, der aus Deitmers Sicht in diesem Zusammenhang bisher recht kurz kam, sei die positive Wirkung der Mund-Nasen-Masken. «Die Maske nimmt einen Teil der Luftfeuchte beim Ausatmen an und gibt diese beim Einatmen wieder ab. Das erhöht die relative Feuchtigkeit der Luft und sorgt im Mund-Rachen-Raum für bessere Bedingungen zur Abwehr des Virus.»
Auch regelmäßiges Lüften sei im Winter besonders wichtig, sagt Eberhard Bodenschatz, Direktor des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation. »Wir lüften zu wenig. Dabei ist Stoßlüften essenziell.« Das gründliche Lüften sei insbesondere im Winter besonders effizient. »Bei deutlichen Unterschieden der Lufttemperatur im Innen- und Außenbereich ist der Luftaustausch wesentlich höher.« In kürzerer Zeit käme so mehr virusfreie Frischluft in den Raum, so der Wissenschaftler.
Schließlich kommt hinzu, dass das Immunsystem im Herbst und Winter schwächelt. »Durch weniger Sonneneinstrahlung sinkt der Vitamin-D-Spiegel und damit die Abwehrkraft eines jeden einzelnen«, sagt Bernhard Junge-Hülsing, Landesvorsitzender des Berufsverbandes der HNO-Ärzte in Bayern. Auch depressive Verstimmungen schwächten die Abwehrkräfte. Solche saisonal-ausgeprägten Depressionen seien häufig im Winter und Herbst zu beobachten, erklärte jüngst Ulrich Hegerl von der Deutschen Depressionshilfe.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.