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Kälte-Effekt

Warum es Corona im Winter leichter hat

Weihnachtsmärkte könnten stattfinden, aus den vergangenen Monaten seien schließlich keine auf Open-Air-Veranstaltungen zurückgehenden Infektionen bekannt, hieß es von Schaustellern. Doch ein Faktor dabei ist: Das Ansteckungsrisiko im Winter ist höher als im Sommer.
dpa/katja Egermeier
06.11.2020  14:30 Uhr

Dazu muss man zunächst wissen: Ob sommerliche Großveranstaltungen die Infektionsausbreitung beschleunigt haben oder nicht, weiß derzeit niemand genau. Für sehr viele Infektionen lässt sich nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) nicht nachvollziehen, wo die Ansteckung passiert ist. Hinzu kommt, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Ansteckung derzeit allein dadurch größer ist, dass es inzwischen wesentlich mehr akut Infizierte gibt als noch vor zwei Monaten.

Und noch ein Faktor greift: SARS-CoV-2 wird in der kalten Jahreszeit verstärkt übertragen. Nicht nur, weil sich nun mehr Menschen drinnen statt draußen treffen, wo das Ansteckungsrisiko meist merklich geringer ist. Eine Reihe von Eigenschaften des Virus und des menschlichen Organismus begünstigen die winterliche Ausbreitung.

Kalt ist gut – für das Virus

Typische Winterviren – zu denen auch SARS-Cov-2 gehört – haben laut Thomas Deitmer, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, bei trockener Luft vermutlich eine höhere Überlebensfähigkeit. Besonders schlechte Bedingungen haben viele der Viren bei einer relativen Luftfeuchte zwischen 40 und 60 Prozent, wie aus einer im März veröffentlichten Studie von Forschern der Yale-Universität hervorgeht. Sinkt die relative Luftfeuchtigkeit – wie es im Winter der Fall ist – verbessere sich die Ausgangslage für die Erreger.

»Die kalte Luft kann weniger Feuchte aufnehmen«, erklärt der HNO-Arzt. Wird diese Luft bei gleichbleibender Luftfeuchte in Räumen erwärmt, sinkt die relative Luftfeuchte und es verbessert sich die Überlebensmöglichkeit und Infektiosität für das Virus. »Deshalb warnten schon die Großmütter nicht zu Unrecht vor trockener Heizungsluft«, führt Deitmer aus. Aus seiner Sicht könnten daher Raumbefeuchter die Überlebensfähigkeit des Coronavirus verschlechtern.

Kalte Nase, schlechte Abwehr

Ein weiteres Problem: Das Nasen- und Bronchialsystem könne Viren im Winter schlechter unschädlich machen, sagt HNO-Arzt Deitmer. Über die Flimmerhärchen würden die Viren aus den Bronchien zum Kehlkopf beziehungsweise aus der Nase in den Rachen transportiert und von dort in den Magen »abtransportiert und entsorgt«. Dieser sogenannte Flimmertransport von Viren und Partikeln auf der Schleimhaut verlaufe bei kälteren Temperaturen und relativ niedriger Luftfeuchtigkeit langsamer und zäher.

Ein Aspekt, der aus Deitmers Sicht in diesem Zusammenhang bisher recht kurz kam, sei die positive Wirkung der Mund-Nasen-Masken. «Die Maske nimmt einen Teil der Luftfeuchte beim Ausatmen an und gibt diese beim Einatmen wieder ab. Das erhöht die relative Feuchtigkeit der Luft und sorgt im Mund-Rachen-Raum für bessere Bedingungen zur Abwehr des Virus.»

Stoßlüften essenziell

Auch regelmäßiges Lüften sei im Winter besonders wichtig, sagt Eberhard Bodenschatz, Direktor des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation. »Wir lüften zu wenig. Dabei ist Stoßlüften essenziell.« Das gründliche Lüften sei insbesondere im Winter besonders effizient. »Bei deutlichen Unterschieden der Lufttemperatur im Innen- und Außenbereich ist der Luftaustausch wesentlich höher.« In kürzerer Zeit käme so mehr virusfreie Frischluft in den Raum, so der Wissenschaftler.

Immunsystem im Winter

Schließlich kommt hinzu, dass das Immunsystem im Herbst und Winter schwächelt. »Durch weniger Sonneneinstrahlung sinkt der Vitamin-D-Spiegel und damit die Abwehrkraft eines jeden einzelnen«, sagt Bernhard Junge-Hülsing, Landesvorsitzender des Berufsverbandes der HNO-Ärzte in Bayern. Auch depressive Verstimmungen schwächten die Abwehrkräfte. Solche saisonal-ausgeprägten Depressionen seien häufig im Winter und Herbst zu beobachten, erklärte jüngst Ulrich Hegerl von der Deutschen Depressionshilfe.

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