Warum Menschen erröten – und was dagegen hilft |
Katja Egermeier |
30.06.2022 10:30 Uhr |
Die Furcht vor dem Erröten kann so stark werden, dass sie Krankheitswert erreicht. Wird diese Angst zu einem größeren Problem als das Rotwerden selbst und tritt häufig ein unkontrolliertes und übermäßiges Erröten auf, spricht man von Erythrophobie. Die Röte erstreckt sich dabei über das Gesicht, teilweise auch über Hals und Nacken, die Ohren sowie den Oberkörper. Etwa 1 Prozent der Bevölkerung leidet an dieser Phobie. Erythrophobie ist in der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) als spezifische Angststörung aufgeführt.
Das Phänomen wird dem Deutschen Hyperhidrosezentrum (DHHZ) zufolge noch sehr wenig verstanden und von den Betroffenen meist selbst am stärksten wahrgenommen: Sie fühlen sich beschämt und dem Symptom ausgeliefert. Werden sie darauf angesprochen, fühlen sie sich bloßgestellt; Begegnungen mit anderen Personen werden zum Spießrutenlauf. Die Angst, unkontrolliert rot zu werden, könne sich auf diese Weise in einem Teufelskreis immer weiter steigern.
Ist der rote Kopf nur gelegentlich lästig und hat noch keinen Krankheitswert erreicht, können Entspannungs- und Atemübungen helfen. / Foto: Getty Images/Nagy Melinda / EyeEm
Das Erröten lässt sich jedoch in den Griff bekommen. Hat sich bereits eine Angststörung etabliert, kann eine Verhaltens- oder medikamentöse Therapie erforderlich sein. Bei leichteren Beschwerden werden zunächst Entspannungsübungen empfohlen. Autogenes Training beispielsweise kann über die Vorstellungkraft dazu beitragen, Ängste und Schamgefühle zu minimieren.
Dem DHHZ zufolge ist auch eine operative Behandlung möglich. Da die gefäßregulatorischen Veränderungen beim Erröten über das autonome Nervensystem vermittelt werden, bestehe grundsätzlich die Möglichkeit, durch einen diese Nerven blockierenden Eingriff das vermehrte Erröten zu mindern.
Es sei jedoch zu beachten, dass diese Operation die Symptome abstellen oder mildern könne, jedoch nicht die Lösung der einer Erythrophobie möglicherweise zugrundeliegenden Lebensprobleme darstelle. Zudem werde durch eine Nervenblockade des Sympathikusnervs auch das Schwitzen verändert. Eine solche Operation sollte daher stets am Ende einer Behandlungsreihe stehen.