Was ändert sich beim Blutspenden? |
»An der Sicherheit der Blutprodukte ändert sich nichts«, versicherte Oldenburg. Das zeigten auch Erfahrungsberichte aus anderen Ländern, die ihren Fragenkatalog bereits entsprechend angepasst hätten. Auch wenn künftig nicht mehr explizit nach der sexuellen Orientierung gefragt werde, würden mögliche Risiken ebenso gut erfasst. Auch über den Wegfall der Altersgrenze müssten potenzielle Blutspendenempfänger sich keine Sorgen machen. »Die Qualität des Blutes wird durch das Alter nicht beeinträchtigt.« Die bisherige Regelung sei zum Schutz von Spendern eingerichtet worden, weil ältere Menschen zum Teil Kreislaufprobleme oder Bluthochdruck hätten.
Die Deutsche Aidshilfe bezeichnete die Gesetzesänderung der Ampel-Koalition im März als »großen Fortschritt«. Inwieweit Diskriminierung künftig wirklich vermieden werde, könne erst mit der Veröffentlichung der Richtlinie beurteilt werden, sagte Sprecher Holger Wicht auf Anfrage. »Es geht darum, Diskriminierung zu vermeiden und gleichzeitig Sicherheit zu gewährleisten«, sagte Wicht. Der Verein hatte die bisherige Regelung immer wieder als diskriminierend bezeichnet, weil sie schwule Männer zu pauschal und ohne ausreichende Begründung ausschließe.
Die Deutsche Aidshilfe hat die erneuerte Blutspende-Richtlinie als nach wie vor diskriminierend bezeichnet und neue Regeln gefordert. »Zum wiederholten Mal hat die BÄK eine inakzeptable Regelung vorgelegt und die Perspektiven zahlreicher kompetenter Verbände zuvor ignoriert«, teilte der Verband mit. Das Ziel der Ampelkoalition, der Diskriminierung schwuler Männer und Transmenschen ein Ende zu setzen, sei gescheitert, hießt es in der Mitteilung.
Aidshilfe-Vorstandsmitglied Sven Warminsky zufolge schließen die neuen Kriterien die meisten schwulen Männer trotzdem weiterhin aus, ohne dies klar zu benennen. Demnach hält der Verband die Regelung für Analverkehr für falsch – die Sexualpraktik an sich sei kein Risiko. »Diese Annahme ist stigmatisierend«, heißt es in der Mitteilung. Auch die Regelung zur Rückstellung von Menschen, die Sex mit einer HIV-positiven Person hatten, sei nicht richtig. Dem Verband zufolge gibt es unter wirksamer HIV-Therapie beim Sex kein Übertragungsrisiko. Es sei nicht nachvollziehbar, warum Schutzmaßnahmen wie Kondome und HIV-Prophylaxe in der Risikobewertung nicht berücksichtigt würden.
Der Verband forderte neue Regeln, die nicht allein von medizinischen Fachgesellschaften erarbeitet werden dürften. Verbände müssten in den Prozess mit einbezogen werden.