Was bei Beckenbodenbeschwerden hilft |
Ob Mann oder Frau: Der Beckenboden sollte nie isoliert, sondern mit seinen funktionellen Zusammenhängen betrachtet werden. Eine erfolgreiche Beckenboden-Physiotherapie besteht daher nicht nur aus »Aufzug fahren« und gezieltem An- und Entspannen, sondern schließt eine Umstellung alltäglicher Bewegungen ein. Dazu gehören die richtige Körperhaltung und Atmung ebenso wie aktives Treppensteigen und Beckenboden-gerechtes Gehen, Sitzen und beispielsweise Anheben von einem Korb nasser Wäsche.
Eine schlechte Körperhaltung schwächt den Beckenboden, während eine optimale Aufrichtung erst seine ideale Stützfunktion ermöglicht. Hohlkreuz und Rundrücken mit nach vorne fallenden Schultern gehören besser der Vergangenheit an. Stattdessen sollten wir uns möglichst oft im Alltag aufrichten und unser Becken in eine neutrale Position bringen.
Das Zwerchfell verläuft wie ein parallel gespanntes Tuch zum Beckenboden. Daher gehören auch Atmung und Beckenboden eng zusammen. Beide schwingen synchron mit der Atmung auf und ab – und das dürfen sie auch. »Viele Patienten glauben, dass nur ein schwacher oder verletzter Beckenboden Probleme bereitet«, so Schmidmayr. »Manchmal ist der Muskel aber verspannt und kann nicht mehr lockerlassen.« Ein Beckenboden mit zu viel Spannung sei ebenso wenig leistungsfähig. Ihrer Erfahrung nach sei die richtige Atmung dann besonders wichtig.
Übersteigt der Druck in der Blase den Verschlussdruck des Beckenbodens, verlieren wir Urin (=Belastungs- oder Stressinkontinenz). Bei Husten hilft es, sich bewusst aufzurichten und zur Seite zu drehen, dabei die Ellenbogen nach hinten oben strecken und in die Ellenbeuge husten. Durch die Verdrehung im Oberkörper gewinnt der Rumpf an Stabilität und fängt Druck ab. Beim Anheben schwerer Gegenstände sollte man gleichzeitig mit der Belastung ausatmen. Hierdurch hebt sich der Beckenboden und der Druck nimmt ebenfalls ab.
Wird die Hose hingegen nur wenige Meter vor der Toilette nass, sprechen Mediziner von »Schlüsselloch-Inkontinenz«. Auch hierfür gibt es verschiedene Aufschubstrategien: Entweder so tun, als würde man ein Bonbon lutschen, oder aber sich bücken und beispielsweise den Schuh binden. Außerdem könne man der Blase gut zureden, es gemeinsam bis zur Toilette zu schaffen. Letzteres klingt zunächst albern, funktioniert aber. Klappt es nicht sofort, ist Geduld gefragt. Die Blase ist lernfähig.