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Therapieoptionen

Was bei Schwangerschaftsübelkeit hilft

Begrenzt und beratungsintensiv: So könnte man die Therapieoptionen bei Schwangerschaftsübelkeit zusammenfassen, erst recht was die Selbstmedikation betrifft. Die meisten Behandlungsansätze erfolgen off label.
Laura Rudolph
20.04.2023  11:30 Uhr
Was bei Schwangerschaftsübelkeit hilft

»Übelkeit und Erbrechen während der Schwangerschaft sind eher die Regel als die Ausnahme. Da die Symptome die Lebensqualität der betroffenen Frauen jedoch erheblich mindern können, sollten sie behandelt werden«, sagte Dr. Jan Pauluschke-Fröhlich, Leiter des Kreißsaals am Universitätsklinikum Tübingen, beim Fortbildungskongress des Berufsverbands der Frauenärzte.

Emesis gravidarum betreffe bis zu 85 Prozent der Schwangeren, beginne meist zwischen der vierten und sechsten Schwangerschaftswoche und lasse in der Regel ab Woche 14 bis 16 wieder nach, erklärte der Arzt. Eine nationale Therapieleitlinie gebe es noch nicht. Zusammen mit weiteren Ärztinnen und Ärzten erarbeitet Pauluschke-Fröhlich derzeit ein Konsensuspapier zur Therapie des Schwangerschaftserbrechens.

Therapie meist off label

Das einzige Präparat, das in Deutschland seit 2019 in dieser Indikation zugelassen ist, ist rezeptpflichtig und enthält eine Kombination aus 10 mg Doxylamin und 10 mg Pyridoxin. Das zentralgängige H1-Antihistaminikum Doxylamin blockiert Histaminrezeptoren direkt in der Area postrema im Brechzentrum. Pyridoxin, auch bekannt unter der Bezeichnung Vitamin B6, soll die Spiegel von Estrogen, Progesteron und des Schwangerschaftshormons β-HCG (humanes Choriongonadotropin) regulieren. Letzteres steht in Verdacht, Schwangerschaftserbrechen zu fördern.

Im Off-Label-Gebrauch könne etwa Dimenhydrinat angewendet werden, sagte Dr. Matthias Krick, niedergelassener Gynäkologe in Moers. Das Salz aus dem H1-Antihistaminikum Diphenhydramin und 8-Chlor-Theophyllin komme dabei meist in einer Dosierung von 50 mg zum Einsatz. Da der Arzneistoff kontraktionsfördernd wirken kann, sei er nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung während der Schwangerschaft anzuwenden. Von Embryotox, dem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité, heißt es hierzu: »Die vorübergehende Anwendung von Dimenhydrinat in der Schwangerschaft ist akzeptabel. Im dritten Trimenon ist es bei vorzeitiger Wehentätigkeit zu meiden.«

Laut Embryotox besser geeignet und Antiemetikum der Wahl in der Schwangerschaft ist das H1-Antihistaminikum Meclozin. »Dieses ist in Deutschland aber nicht mehr erhältlich, sondern nur noch über Auslandsapotheken zu beziehen«, informierte Krick. Der Hersteller habe 2007 die Vermarktung in Deutschland eingestellt.

Promethazin und Metoclopramid seien weitere Off-Label-Optionen bei Schwangerschaftserbrechen, aber nicht die Mittel der Wahl, ergänzte Krick. Metoclopramid blockiert Dopaminrezeptoren an der chemorezeptiven Triggerzone der Area postrema und fördert die Magen-Darm-Peristaltik. Promethazin wirkt vermutlich über eine H1-Histaminrezeptor-Blockade antiemetisch. Embryotox zufolge sind Meclozin, Dimenhydrinat sowie die Kombination Doxylamin/Pyridoxin bei Schwangerschaftserbrechen zu bevorzugen.

»Erst wenn alle anderen Mittel keine ausreichende Wirkung zeigen, ist Ondansetron in Erwägung zu ziehen«, sagte Krick. Der Serotoninrezeptor-Antagonist berge bei der Anwendung im ersten Schwangerschaftsdrittel ein erhöhtes Risiko für orofaciale Fehlbildungen des Fetus, erklärte der Arzt. 2019 gab es diesbezüglich einen Rote-Hand-Brief.

Bei leichten Formen der Emesis gravidarum sind auch Ingwer und Vitamin-B6-Supplemente eine Option. Placebokontrollierte Studien belegen laut Embryotox eine Reduktion der Übelkeit, nicht jedoch von Erbrechen. Auch nicht-medikamentöse Maßnahmen können die Beschwerden lindern. Folgendes rät Krick:

Enorm wichtig sei zudem die Rehydratation nach dem Erbrechen, etwa durch käufliche oder selbst hergestellte Elektrolytlösungen, betonte der Gynäkologe. Für Schwangere, die nur kleine Mengen Flüssigkeit zu sich nehmen können, ohne dass ihnen übel wird, empfahl Pauluschke-Fröhlich: »Apfelsaft als Eiswürfel einfrieren und nach und nach lutschen. So bekommt man zumindest etwas Flüssigkeit substituiert.«

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