Was Bewegung dem Gehirn bringt |
Daneben spielt Sport für die Stressregulation eine entscheidende Rolle, weiß Dr. Dr. Stefan Schneider, Professor am Kölner Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft. »Für uns Menschen bedeutet Bewegung immer auch die Kompensation von Stress. Die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen soll uns ja eigentlich helfen, vor dem Säbelzahntiger zu fliehen oder das Mammut zu erlegen. Das gehört zu Jahrmillionen lang antrainierten Reaktionen des Körpers. Nur erfolgt heute in einer von Bewegungsarmut geprägten Welt keine Kompensation mehr. Sport wirkt dagegen wie ein Ventil, Stress abzubauen.«
Schneider weiß, wovon er spricht. Ist er doch schon seit Jahren eingebunden in die Betreuung von Menschen, die unter extremen Bedingungen leben wie etwa Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS. Seine Untersuchungen konnten zeigen, dass ein regelmäßiges, individualisiertes Sport- und Bewegungsprogramm während einer Weltraumexpedition nicht nur physisch einen Nutzen bringt, sondern den Weltraumforschern vor allem mental hilft, die Langzeitisolation zu bewältigen.
Mittlerweile wissen Neurowissenschaftler, dass zu viel Stress mit einer zunehmenden Aktivierung des präfrontalen Kortex verbunden ist. Also jenes Ortes im Gehirn, wo Pläne geschmiedet, Entscheidungen getroffen, Reize verarbeitet und emotional bewertet werden, also dort, wo exekutive Funktionen gesteuert werden. Schneider: »Umgangssprachlich könnte man sagen: Der Kopf ist voll, wir können nicht mehr Informationen bearbeiten. Unser Gehirn kann nicht sämtliche Teile zur gleichen Zeit intensiv am Laufen haben.« Durch Sport komme es nun zu einer Verschiebung kortikaler Aktivität: Während sie im motorischen Kortex hochgefahren wird, könne der präfrontale Kortex zur Ruhe kommen. »Dieses auch transiente Hypofrontalität genannte Phänomen ist das neurophysiologische Äquivalent zur Beschreibung vieler Sportler, beim Laufen den Kopf richtig freibekommen zu haben«, erklärt der Experte gegenüber PTA-Forum.