Was bleibt nach fünf Jahren Corona-Pandemie? |
Große Auswirkungen hatte die Pandemie in Deutschland auf Heranwachsende. Während der Lockdowns und Schulschließungen tauchten viele Jungen und Mädchen stärker in digitale Welten weg. Auch nach der Corona-Krise haben viele weiter eine problematisch hohe Nutzung, wie eine im Februar vorgestellte Untersuchung ergab. Knapp ein Viertel der 10- bis 17-Jährigen (24,5 Prozent) nutzt demnach Social-Media-Dienste wie Tiktok, Instagram oder WhatsApp riskant viel. Hochgerechnet seien es aktuell 1,3 Millionen Jungen und Mädchen und damit dreimal so viele wie im Vor-Corona-Jahr 2019, hieß es.
Eine im März im Fachblatt »Journal of Health Monitoring« vorgestellte Umfrage ergab zudem ein deutliches Plus an psychosomatischen Beschwerden wie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen bei Schulkindern. Eine starke Abnahme gab es hingegen bei der körperlichen Aktivität – die bisher auch nicht wieder das vorpandemische Niveau erreichte, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung im Januar mitteilte. »Die Gefahr besteht, dass die Verhaltensweisen aus der Pandemie zum Teil dauerhaft beibehalten werden«, sagte BiB-Forschungsdirektor Martin Bujard.
Weil viele Kinder zudem anfingen, mehr Süßigkeiten und Knabbereien zu naschen, legten gerade Mädchen und Jungen mit schon bestehendem Übergewicht noch einmal Kilos zu, vor allem solche aus sozioökonomisch benachteiligten Familien. Fachleute warnen vor den langfristigen Folgen wie Bluthochdruck, Fettleber und Diabetes.
Seuchen seien in europäischen Staaten auch in den Jahrhunderten zuvor stets eine Herausforderung für die Politik gewesen, erklärt Karl-Heinz Leven von der Universität Erlangen-Nürnberg. Unter anderem, weil Maßnahmen wie Kontaktsperren und die Isolation von Kranken stets nur behördlich unter anderem mit Strafen bei Übertretung durchgesetzt werden konnten.
Es liege der menschlichen Natur zugrunde, dass eine Krise ungünstige Entwicklungen hervorrufe, heißt es in einem Beitrag von Leven im Fachblatt »Geschichte in Wissenschaft und Unterricht«. Dazu zähle das Streuen von Gerüchten, die bei Ausbrüchen der Pest zu Lynchmorden führten. »Im 19. Jahrhundert wurden im Zuge der Cholera-Epidemien in einigen europäischen Städten Ärzte und Apotheker gelyncht, da es gerüchteweise hieß, sie vergifteten die Armen.«
Auch während der Corona-Pandemie hätten sich Gerüchte massiv verbreitet. Das Stichwort »Corona-Verschwörung« bringe bei einer Google-Suche zig Millionen Treffer, so Medizinhistoriker Leven. Zugleich habe sich im Gegenzug eine Art allergische Reaktion entwickelt, kritische Positionen Andersdenkender automatisch mit Verschwörungserzählungen gleichzusetzen.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.