Was der Faktor »Umgebung« mit dem Altern zu tun hat |
Die Daten zeigten, dass funktionale Fähigkeiten, Bildung und Kognition als die stärksten Schutzfaktoren gegen beschleunigte Alterung zu bewerten sind. Hör- und Sehbeeinträchtigungen, Hypertonie und Herzkrankheiten zeigten hingegen die höchsten Risikowerte.
Nicht überraschend detektierten die Forschenden ausgeprägte globale Disparitäten. Europa zeigte im Durchschnitt die niedrigsten BBAG (gesündeste Alterung), während Ägypten und Südafrika die höchsten BBAG (beschleunigte Alterung) aufwiesen. Eine beschleunigte Alterung korrelierte stark mit niedrigerem nationalem Einkommen und ungleichen regionalen Strukturen.
Alle drei Exposom-Kategorien – physische, soziale, soziopolitische – zeigten signifikante Assoziationen mit BBAG. Am stärksten wirkte eine strukturelle Ungleichheit, gefolgt von Luftqualität, Migration und fehlender politischer Repräsentation.
In Longitudinalanalysen ließen sich größere BBAG für einen funktionellen Abbau und kognitiven Abfall aus älteren Analysen in späteren Analysen bestätigten – ein Hinweis auf die Robustheit und die prognostische Relevanz des BBAG-Konzepts, kognitive, funktionelle und psychosoziale Verschlechterungen vorherzusagen.
Personen, bei denen ein beschleunigter Alterungsprozess diagnostiziert wurde, hatten im Schnitt ein etwa achtfach erhöhtes Risiko für reduzierte funktionelle Fähigkeiten und ein etwa vierfach erhöhtes Risiko für kognitive Beeinträchtigungen. Diese Ergebnisse wurden durch Meta-Analysen auf Länder- und Einkommensebene bestätigt.
Die Ergebnisse deuten auf eine starke biologische Einbettung struktureller, oft nicht veränderbarer Exposome wie politische Instabilität und Umweltverschmutzung hin, die über chronischen Stress, Allostase-Mechanismen, das heißt die Anpassung des Körpers an Stresssituationen durch physiologische und psychologische Veränderungen, und sozial vermittelte Resilienzdefizite den biologischen Alterungsprozess beschleunigen können.
Besonders betroffene Regionen (zum Beispiel Afrika und Länder Lateinamerikas und der Karibik) weisen gleichzeitig hohe Belastungen durch kardio-metabolische Erkrankungen, sensorische Defizite und soziale Ungleichheit auf, was ein sich gegenseitig verstärkendes Risikomilieu etabliert.
Die Autoren heben hervor, dass BBAG ein zugängliches, kostengünstiges Maß zur Erfassung dieser Prozesse bietet, das insbesondere für epidemiologische und Public-Health-Strategien in ressourcenarmen Regionen nützlich ist.