Was die Schilddrüse braucht |
Barbara Döring |
05.10.2023 08:30 Uhr |
Durch den Zusatz von Jod in Speisesalz und vielen Lebensmitteln wie Brot oder Wurst hat sich die Situation hierzulande verbessert. Doch nach wie vor ist die Versorgung nicht optimal: Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist mindestens ein Drittel der Bevölkerung nach wie vor nicht gut versorgt und nimmt täglich nur ein Drittel der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen Menge an Jod auf.
Anfang September dieses Jahres hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Informationsoffensive »Wenn Salz, dann Jodsalz« gestartet, mit der es anregen will, neben dem Verzehr jodhaltiger Lebensmittel wie Fisch auf die Verwendung von jodiertem Speisesalz zu achten. Während normales Speisesalz etwa 0,1 mg/kg Salz enthält, liefert jodiertes Speisesalz bis zu 25 mg/kg. 5 g Jodsalz decken mit circa 100 µg Jod etwa die Hälfte des Bedarfs eines Erwachsenen. Der Rest sollte über weitere Lebensmittel zugeführt werden.
Experten empfehlen, mindestens zweimal pro Woche Seefisch oder Meeresfrüchte zu essen. Beim Kauf von Brot oder Käse sollte man darauf achten, dass bei der Herstellung jodiertes Speisesalz verwendet wurde. Meersalz hat übrigens mit 0,1 bis 2 mg nicht oder nur unwesentlich mehr des Spurenelements zu bieten als nicht-jodiertes Speisesalz. »Eine Supplementation von Jod kann auch für Gesunde sinnvoll sein, wenn sie wegen einer vegetarischen oder veganen Ernährungsweise ein erhöhtes Risiko haben, in einen Mangel zu geraten«, sagt Zieren. Die Nahrungsergänzung sollte jedoch immer ärztlich abgesprochen werden. Wer gleich in die Vollen greift und übermäßig viel Jod aufnimmt, zum Beispiel durch den häufigen Verzehr von Algen, tut sich damit aber keinen Gefallen. Langfristig kann eine zu hohe Jodaufnahme die Produktion von Schilddrüsenhormonen ausbremsen und zu einer Unterfunktion mit oder ohne Kropfbildung führen.
Auch wenn Jod im Fokus steht, wenn es um die Schilddrüse geht, sollte es an bestimmten anderen Vitalstoffen ebenso nicht mangeln. So wird das Spurenelement Selen für die Produktion von Schilddrüsenhormonen und deren Umwandlung von einer weniger aktiven in eine aktivere Form benötigt. Erwachsene sollten täglich 60 bis 70 µg Selen aufnehmen (siehe Kasten). Auch Vitamin D beeinflusst die Schilddrüse. »Menschen, die einen zu geringen Vitamin-D-Spiegel aufweisen, haben häufiger erhöhte Schilddrüsen-Antikörper (TPO-AK), die bei der Hashimoto-Thyreoiditis eine Rolle spielen«, weiß Zieren. Das Risiko, dass bei einem Jodmangel eine Schilddrüsenunterfunktion auftritt, steigt zudem, wenn dem Körper gleichzeitig zu wenig Vitamin A zur Verfügung steht.
Ist der Körper gut mit allen Vitalstoffen versorgt, hat er die besten Voraussetzungen, dass die Schilddrüse gesund bleibt und der Stoffwechsel rund läuft. Doch auch mit einer ausgewogenen Ernährung lassen sich Funktionsstörungen nicht völlig ausschließen. Denn auch eine genetische Disposition oder Umwelteinflüsse spielen eine Rolle. Die Ernährung kann aber auch viel bewirken, wenn sich bereits Probleme mit der Schilddrüse eingestellt haben. Prinzipiell gilt, dass sie bei Schilddrüsenerkrankungen individuell ärztlich abgestimmt werden sollte.