Was Frauen über Alkoholabhängigkeit wissen sollten |
Das Glas Wein zwischendurch kann leicht als »Selfcare« wahrgenommen werden, ein Moment für sich selbst. So beginnt aber laut dem Experten der funktionale Gebrauch von Alkohol. / © Getty Images/MamikaStock
Der Konsum von Alkohol birgt Risiken: Alkoholabhängigkeit ist eine ernste Erkrankung, die jeden betreffen kann – und nicht immer erkannt wird. Gerade bei Frauen gibt es ein paar Besonderheiten: Wirkung und Gefahren sind bei ihnen teilweise anders als bei Männern.
Fragen dazu beantworten der Suchtmediziner Professor Falk Kiefer und die Autorin und Bloggerin Mia Gatow, die sich vor sieben Jahren vom Alkohol »befreit« hat – und in ihrem Buch »Rausch und Klarheit« darüber berichtet.
Das sind zum einen biologische Faktoren: Frauen haben im Allgemeinen eine geringere Alkoholverträglichkeit als Männer. Dies liegt Kiefer zufolge daran, dass sie im Durchschnitt kleiner sind, weniger Körpervolumen haben, mehr Fett und weniger Wasser im Körper haben und Alkohol langsamer abbauen.
Dadurch erreichen Frauen bei gleicher Trinkmenge eine höhere Blutalkoholkonzentration und die giftige Wirkung des Alkohols entfaltet sich bei ihnen stärker und länger, erklärt Kiefer. Und: »Die Risiken für Folgeerkrankungen sind bei Frauen ungefähr bereits bei der halben Alkoholmenge im Vergleich zu Männern erhöht«, so der Suchtmediziner.
Dazu zählen:
Hinzu kommt: »Der Zeitraum von Beginn des problematischen Trinkens bis zur Abhängigkeit ist offensichtlich kürzer«, so Kiefer. Die Rede ist oft vom sogenannten Teleskopeffekt. Alkohol ist für Frauen also toxischer.
Auch soziale Faktoren spielen eine Rolle: In der Vergangenheit war Alkoholkonsum bei Frauen gesellschaftlich weniger akzeptiert als bei Männern. Das hat sich verändert – aktuell trinken Frauen, besonders in bestimmten Altersgruppen, zunehmend wie Männer. Sie haben quasi »aufgeholt«.
Mia Gatow beschreibt diese »Angleichungsbewegung« so: »Wir arbeiten so viel wie Männer. Wir trennen Karriere und Privatleben, wie Männer das machen. Wir verdienen, jedenfalls theoretisch, fast genauso viel Geld – und wir trinken wie Männer. Auch zur Entspannung, denn wir haben ja genauso viel Stress.« In ihrem Buch beschreibt sie, wie sie ihr Alkoholproblem erkannt hat und warum und wie sie abstinent wurde.