Was gegen Hitzewallungen hilft |
Mit praxisnahen Beispielen ging Stute auf die Chancen und Risiken einer HRT ein. »Mit dem Empfehlungsgrad A soll Frauen mit vasomotorischen Beschwerden eine Hormonersatztherapie angeboten werden, nachdem sie über die kurz- (bis zu fünf Jahren) und langfristigen Nutzen und Risiken informiert wurden. Für nicht hysterektomierte Frauen, also Frauen, die ihre Gebärmutter noch besitzen, kommt eine Estrogen-Gestagen-Therapie mit adäquatem Gestagenanteil, für hysterektomierte Frauen eine Estrogen-Monotherapie in Betracht. Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), Clonidin und Gabapentin sollen dagegen nicht routinemäßig als Mittel der ersten Wahl gegen vasomotorische Symptome angeboten werden«, informierte die Frauenärztin. Während der Therapie könnten Dosisanpassungen oder anderen Umstellungen notwendig sein, die dem Verlauf der verschiedenen Phasen der Peri- und Postmenopause geschuldet und »kein Zeichen von Abhängigkeit« seien.
Bei einer HRT ist die transdermale Applikation zu bevorzugen. / Foto: Adobe Stock/Marina Lohrbach
Das altersbedingt leicht erhöhte Basisrisiko für Brustkrebs steige durch eine mehr als fünfjährige Kombinationstherapie, durch den Einsatz von Estrogen-Monopräparaten sinke es dagegen leicht. In der Kombinationstherapie habe sich Progesteron als »brustfreundlicher« erwiesen als synthetische Gestagene. Bezüglich des Risikos für kardiovaskuläre Erkrankungen stehe mikronisiertes Progesteron als »neutral« da. Dieses empfahl Stute auch, wenn Schlafstörungen zu den vorherrschenden Symptomen gehören. Eine alleinige Estrogen-Behandlung ohne Gestagenschutz erhöhe allerdings das Risiko für ein Endometriumkarzinom, weshalb eine mindestens 10- besser 14-tägige Begleit-Gestagenanwendung pro Behandlungsmonat sinnvoll sei. Das Demenzrisiko sei lediglich bei einem Beginn der Hormonersatztherapie ab dem 65. Lebensjahr erhöht.
Im Vergleich transdermal/oral steht die Behandlung per Pflaster, Gel oder Spray besser da, sie ist die Therapie der ersten Wahl, machte Stute deutlich. Sie habe die gleiche Wirksamkeit wie die orale Therapie und sollte immer primär angeboten werden. Vor allem das Thromboembolie- und Schlaganfallrisiko werden auf diese Weise gesenkt, wobei das Thromboembolierisiko quantitativ relevanter ist. »Ein Hinderungsgrund für die transdermale Therapie wäre, dass diese von der Durchführbarkeit her für die Patientin nicht tolerabel ist. Manche Patientinnen reagieren etwa mit Hautreizungen auf das Pflaster oder empfinden die Gelanwendungen als umständlich. Dann ist eine orale Therapie angezeigt.«
Stehen vaginale Symptome im Vordergrund, empfiehlt Stute eine topische Therapie »so lange wie erforderlich. Denn im Gegensatz zu Hitzewallungen verbessern sich urogenitale Beschwerden durch eine Therapie nicht ad hoc und bleiben länger bestehen«. Hierfür kommen Befeuchtungs- und Gleitmittel allein oder in Kombination mit einer vaginalen Estrogentherapie infrage. Gemäß der Leitlinie kann die Therapie so lange wie erforderlich angeboten werden.
Pflanzliche Präparate mit Extrakten aus Traubensilberkerze, Sibirischem Rhabarber, Rotklee, Soja oder Johanniskraut sind in den Leitlinienempfehlungen mit »Nutzen möglich« versehen. Die Autoren empfehlen die Phytopharmaka also nicht explizit. Aus ihrer Sicht gibt es nicht genügend gute Studien, um den Extrakten eine generelle Wirksamkeit zu attestieren. Dennoch ist der Leitlinie zu entnehmen, dass ein Nutzen der Zubereitungen vor allem in der Reduktion von Hitzewallungen besteht. Eine Analyse des britischen NICE (National Institute for Health and Care Excellence) sieht etwa in Cimicifuga-Extrakten einen signifikanten Therapieeffekt in der Reduktion von Hitzewallungen. Nächtliche Schweißausbrüche scheinen sich dagegen offenbar nicht zu bessern.
Die auf dem Markt verfügbaren Präparate weisen extreme Unterschiede auf. Wegen der strengeren Qualitätskriterien ist zugelassenen Arzneimitteln mit standardisierten hoch dosierten Extrakten aus der Apotheke der Vorzug zu geben. Am besten sind Spezialextrakte der Traubensilberkerze und des Rhabarbers untersucht.
Isoflavone, die auch zu den Phytoestrogenen zählen, kommen zum Beispiel in Soja sowie in Rotklee- und Leinsamenextrakten vor. »Von den Phytoestrogenen zeigt das Isoflavon Genistein in einer Dosis von 30 bis 60 mg pro Tag die zuverlässigste Wirkung«, heißt es in der Leitlinie.