Was gibt es Neues in der Schlafmedizin? |
Juliane Brüggen |
07.12.2023 09:00 Uhr |
»80 bis 90 Prozent aller psychischen Störungen gehen mit Schlafstörungen einher«, so Professorin Dr. Kneginja Richter, Sprecherin des Wissenschaftlichen Komitees der DGSM und Chefärztin der CuraMed-Tagesklinik Nürnberg. »Ganz häufig sind Schlafstörungen sogar Vorbote von einer psychiatrischen Diagnose.« So könne bei einer unbehandelten Insomnie innerhalb eines Jahres eine klinische Depression auftreten. Die Schlafstörung rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, dient somit der Prävention von Depressionen. Auch die Gedächtnisfunktion profitiere von einem gesunden Schlaf und vor allem Tiefschlaf. Denn der Körper nutzt diese Phase, um Giftstoffe in Nervenzellen abzubauen. »Das ist der wichtigste Anti-Age-Faktor«, so Richter.
Faktoren, die sich aktuell negativ auf Schlaf und psychische Gesundheit auswirken können, sind ihr zufolge die Klimaangst, vor allem bei jüngeren Menschen, eine chronische Erschöpfung (Burn-out) durch übermäßigen (Arbeits-)Stress und die Folgen der Corona-Pandemie. Menschen, die direkt oder indirekt von Covid-19 betroffen waren, hätten mitunter eine Schlafstörung entwickelt. »Wir haben jetzt, nach der Pandemie, das Phänomen der Post-Covid-Depression«, so Richter.
Die Ärztin kündigte an, dass die 2024 erscheinende überarbeitete Leitlinie zu Schlafstörungen positive Neuerungen mitbringe. Die Insomnie »als Vorbote vieler psychischer Erkrankungen« sei gut behandelbar, empfohlen werde eine Kurzzeit-Psychotherapie mit vier bis sechs Sitzungen, sowohl vor Ort als auch in digitaler Weise. »Wir haben außerdem neue Medikamente zur Behandlung der Insomnie«, sagte Richter. Mit Daridorexant ist sei kurzem ein Schlafmittel verfügbar, dass für die Dauertherapie zugelassen ist. Eine Vorreiterrolle nehme Deutschland im Hinblick auf die digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) ein. Es gibt mittlerweile zwei Apps zur Behandlung der Insomnie, die auf Rezept verschrieben werden können (Somnio und HelloBetter Schlafen).
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.