Was in der Rezeptur schiefgehen kann, wenn keine Zeit ist |
Juliane Brüggen |
21.09.2021 15:00 Uhr |
Im Anschluss an die Fehleranalyse zeigten die Apothekerinnen, wie die Rezeptur in kompatibler Form hergestellt werden kann. Weitzel legte dazu etwas Grundlage vor und arbeitete zunächst das Betamethasonvalerat ein. Linß erläuterte, dass sich die pH-Problematik der Rezeptur durch einen Puffer lösen lasse. Es empfehle sich ein Citrat- oder Lactatpuffer, der im schwach sauren Bereich abpuffert. Der wässrigen Pufferlösung könne außerdem ein Konservierungsmittel zugesetzt werden. Linß nahm hierzu eine 0,1-prozentige Sorbinsäure-Lösung. Die Pufferlösung mache insgesamt etwa 5 Prozent der Gesamtrezeptur aus, was massentechnisch berücksichtigt werden muss. »Damit erreichen wir eine ausreichende Pufferkapazität in unserer Grundlage«, so Linß.
Der Harnstoff könne direkt in der wässrigen Pufferlösung gelöst werden, sagte Weitzel weiter. »Das ist eine stark endotherme Reaktion, das wird kalt.« Erwärmen sei jedoch kontraproduktiv, da dies zur Hydrolyse führe und dadurch »Puffer und Konservierung ihren Sinn verfehlen«. Die fertige Lösung arbeitete sie schließlich in die Grundlage ein und ergänzte die restliche Grundlage bis zur Endmenge.
Als mögliche Inprozesskontrollen nannte Linz das Ausstreichen der Creme, um auf Homogenität und Kristalle zu prüfen, die optische Beurteilung der Creme und die pH-Messung. Die Bestimmung mit einem Taschen-pH-Meter zeigte einen Wert von 4,7: »Das passt auf jeden Fall. Damit liegen wir in dem Bereich, dass wir die Rezeptur nun mit gutem Gewissen an den Patienten abgeben können«, sagte Linß. Die Abfüllung erfolgte in eine Aluminiumtube.
Als Fazit betonte Weitzel, wie wichtig die Plausibilitätsprüfung ist, auch wenn zeitlicher Druck besteht. »Eigentlich kommt eine Rezeptur immer zum falschen Zeitpunkt – es ist Freitagnachmittag, es ist kein Personal da. Das sollte aber keine Ausrede sein.« Die Apotheke stehe für qualitativ hochwertige Rezepturen, eine Kernkompetenz der Vor-Ort-Apotheke.