Was können Hautcheck-Apps? |
Ein weiteres Problem für den Nutzer ergebe sich laut von Kiedrowski dadurch, dass die meisten Tools bei der Befund-Benachrichtigung einen Besuch einer Hautarztpraxis empfehlen. Teilweise werden auch Zeiträume vorgegeben, in deren Rahmen eine ärztliche Untersuchung erfolgen sollte. Hier bestehe deutlicher Nachholbedarf: »Eine Diagnose-App muss eine Anbindung an die Versorgung haben. Sie muss den Patienten helfen, eben doch einen Hautarzt zu finden. Ein Befund, der nicht weiterführt, ist ein großes Problem.«
Diese KI-gestützten Verdachtsdiagnosen per App haben bereits heute Auswirkungen für niedergelassene Dermatologen. »Es stellt sich die Frage, ob eine von einer App ausgewiesene Dringlichkeit beachtet werden muss oder ob der Patient nicht doch erst nach Wochen einbestellt werden kann. Anders gesagt: Ist die KI-gestützte Diagnose so valide, dass das Wegschicken sogar unterlassene Hilfeleistung wäre?«
Von Kiedrowski ist es wichtig, auf den derzeitigen Stellenwert von telemedizinischen Tools hinzuweisen. So empfiehlt die S2k-Leitlinie »Teledermatologie« von BVDD und DDG, dass die Primärdiagnostik beim Verdacht auf hellen oder schwarzen Hautkrebs auf der Basis teledermatologischer Befunde zwar erwogen werden kann, aber nur, wenn die morphologischen Befunde klinisch eindeutig sind und die notwendigen zusätzlichen anamnestischen und klinischen Angaben erhoben werden können. Die Primärdiagnostik allein aufgrund von KI-Lösungen soll nicht erfolgen. »Künstliche Intelligenz (KI) bei der Diagnose von Hautkrebs ist sicherlich ein Thema in der nahen Zukunft. Momentan ist KI jedoch noch kein Facharztstandard«, betont der BVDD-Präsident.