Was können Heilpilze? |
Katja Egermeier |
22.10.2021 15:30 Uhr |
Sehr kritisch äußert sich auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hinsichtlich der Vermarktung von Vitalpilzen. Sie weist auf ihrer Webseite darauf hin, dass es sich bei dem Begriff »Vitalpilz« schlichtweg um einen Marketingbegriff handelt, zumal Wirkungen, die isolierte Inhaltstoffe im Reagenzglas oder Tierversuch zeigen, nicht einfach auf den Menschen übertragbar sind. Viele Menschen hielten Heilpilze jedoch schon aufgrund des Namens, aber auch wegen der häufig arzneiähnlichen Aufmachung und Berichterstattung für seriöse Arzneimittel.
Auch der hierzulande häufige Schopftintling gehört zu den sogenannten Heilpilzen. / Foto: Getty Images/Lisa Beeby
Zudem könnten Heilpilze giftige oder ungenießbare Substanzen enthalten, teils auch abhängig von der Zubereitung. Würden die Pilze oder Pilzprodukte unsachgemäß gelagert, was bereits beim Hersteller oder Händler der Fall sein kann, können sie dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zufolge mit Schimmelpilzgiften kontaminiert sein. Auch würden Heilpilzprodukte häufig aus Ländern importiert, in denen es keine sorgfältige Kontrolle der Produktqualität oder -sicherheit gebe. Verunreinigungen mit giftigen Stoffen wie zum Beispiel Schwermetallen seien oftmals nicht auszuschließen. Analysen hätten auch gezeigt, dass häufig andere Substanzen oder Pilzextrakte als deklariert in den Produkten eingesetzt wurden.
Auch Krebspatienten dürften bei der Suche nach ergänzenden oder alternativen Behandlungsmethoden auf das Thema Heilpilze stoßen. Vor allem von Shiitake-Pilzen erhoffen sie sich oftmals Hilfe. Dieser »Heilpilz« hat jedoch in der Krebsbehandlung in Deutschland ebenso wenig einen Stellenwert wie andere Pilzarten, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) bereits im Jahr 2014 deutlich gemacht hat. Zwar gebe es Studien an Zelllinien und Tieren, die auf eine Wirkung von Inhaltsstoffen des Pilzes gegen Krebszellen hinweisen. Auch lassen erste Untersuchungen an einer sehr kleinen Zahl von Krebspatientenbei bestimmten Tumorarten positive Wirkungen auf die Lebensqualität vermuten. Doch auch hier gelte: Die Aussagekraft der Studien ist gering. Zudem sei unklar, welchen Inhaltsstoffen welche Effekte zuzuschreiben sind und auch ob diese nur in ihrer Gesamtheit auftreten.
Ob gekocht oder gebraten: Wenige Stunden nach dem Verzehr von Shiitake-Pilzen kann es zudem – wenn auch selten – laut DKFZ zu einer sogenannten Shiitake-Dermatitis als Hautausschlag kommen, der sich in stark juckenden, striemenartigen Rötungen am Körper äußert und bis zu acht Wochen bestehen bleiben kann. Das DKFZ spricht von einer schwerwiegenden Nebenwirkung, für die schon der bloße Hautkontakt mit den Pilzen genüge.
Pilzart deutsche Bezeichnung |
»Vitalpilz« japanische/chinesische Namen Produktbezeichnung |
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• Mandelpilz |
• Agaricus ABM • Sonnenpilz • Himematsutake |
• Waldohr/Chinesische Morchel/Mu-err |
• Auricularia • Mu err • Kikuurage |
• Schopftintling/Spargelpilz | • Coprinus |
• Samtfußrübling |
• Enoki • Enokitake |
• Glänzender Lackporling |
• Reishi • Ling Zhi |
• Klapperschwamm |
• Maitake • Huishuhua |
• Igelstachelbart |
• Hericium • Shishigashira • Yamabushitake |
• Shiitake |
• Shiitake • Shiang Ku |
• Austernseitling |
• Austernpilz • Ping Gu • Hiratake |
• Schmetterlingsporling/ Schmetterlingstramete |
• Coriolus • Yun Zhi • Kawaratake |