Was tun bei einem Schlangenbiss? |
In Deutschland ist die Zahl der giftigen Schlangenarten immerhin überschaubar. Sieben Schlangenarten sind in Deutschland heimisch, so Jennifer Calvin, Sprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. Giftig sind nur zwei von ihnen: Kreuzotter und Aspisviper.
Die Kreuzotter findet man im Norden von Deutschland, vereinzelt auch im Süden und im östlichen Teil der Mittelgebirge, die Aspisviper kommt in Deutschland nur in Baden-Württemberg im Südschwarzwald vor. »Wenn Sie eine Schlange entdecken, dann freuen Sie sich am besten erstmal, verhalten sich ruhig und stören das Tier nicht«, sagt Calvin.
Vor allem aber sollte man sich nicht anschleichen, warnt Tomas Jelinek. Und schon gar nicht ihr hinterher hetzen oder sie gar jagen. Was auch tabu ist: die Hand in hohle Baumöffnungen oder Bodenlöcher stecken, um zu schauen, was sich vielleicht darin befinden könnte. Denn wer eine Urangst vor Schlangen hat, der könnte dann schnell darin bestätigt werden.
Was übrigens auch dann fatale Folgen haben kann, wenn gar kein Gift im Spiel ist. »Eine Studie in Australien, wo es viele Giftschlangen gibt, hat ergeben, dass nach einem Biss des Tieres mehr Leute an einem Herzinfarkt gestorben sind als an einem Schlangengift«, sagt Jelinek. Auch wenn es sehr schwerfällt in solch einer Situation: »Das Wichtigste ist: Keep cool.«
Entscheidend sei nach einem Biss die erste halbe Stunde. Gibt es keine neurologischen Ausfälle wie Schwindel oder Lähmungserscheinungen? Um die Wunde herum scheint kein Gewebe zerstört zu sein? »Dann haben Sie sehr gute Karten, dass kein Gift injiziert wurde«, sagt Tomas Jelinek. Wenn jedoch etwa die Augenlider hängen, es aus der Wunde heraussuppt oder Fuß oder Bein deutlich anschwellen, ist schnelle medizinische Hilfe erforderlich.
Wichtig ist dann, die betroffenen Extremitäten möglichst ruhig zu halten, sie beispielsweise mit einem Stock zu schienen oder einen leicht komprimierenden Verband anzulegen. Was man aus manchen Filmen kennt, ist hingegen kontraproduktiv: »Die Wunde auf keinen Fall abbinden, aussaugen oder auslutschen und auch nicht ausschießen oder abbrennen«, sagt Tomas Jelinek.
Eine ärztliche Versorgung ist dann unumgänglich. »Wenn Sie im hinteren Winkel von Burma sitzen, ist es natürlich schlecht«, sagt der Tropenmediziner. Wie viel Zeit man hat, einen Biss zu überleben, sei individuell. Die Antwort hängt nicht nur vom eigenen Gesundheitszustand, sondern vor allem auch von der Schlangenart und der Giftdosis ab: »Manche töten sehr schnell. Bei einer Schwarzen Mamba ist man innerhalb von zwei Stunden tot«, sagt Tomas Jelinek.
Wer es nach einem Schlangenbiss innerhalb von zwei bis drei Stunden in ärztliche Behandlung schafft, hat ansonsten eine gute Überlebenschance, sagt Dietrich Mebs. »Man stirbt nicht gleich.« Auch dann nicht, wenn es kein Antiserum – also ein Gegengift, das das Schlangengift neutralisiert – vor Ort gibt.
Schon die üblichen ärztlichen lebenserhaltenden Maßnahmen helfen oft. Ein Beispiel: Beim Biss einer Kobra kann es passieren, dass man plötzlich keine Luft mehr bekommt. »Dann wird man künstlich beatmet, und wenn man das überstanden hat, hat man auch gute Erfolgsaussichten«, sagt Mebs.
Doch es gibt auch langfristige Folgen. Etwa, wenn man in Westafrika von der Sandrasselotter, einer kleinen Giftschlange, in den Fuß gebissen wurde. »Das merkt man vielleicht erst gar nicht, aber man wird innerhalb von einer halben Stunde zum Bluter«, so der Toxikologe. Dann kann es passieren, dass kleine Blutungen beim Zähneputzen oder Rasieren nicht mehr zum Stillstand kommen.