Was tun bei Kiefer-, Kopf- und Nackenschmerzen? |
Als Erklärmodell zum Beschwerdebild der CMD dient den Autoren das 1992 veröffentlichte Modell der drei interaktiven Subsysteme der Stabilität (M3SS) von Professor Dr. Manohar M. Panjabi. Demnach entsteht im Körper Stabilität – gemeint ist damit die Kontrolle bei Haltungen und Bewegungen (»dynamische Kontrolle«) – durch drei aufeinander abgestimmte Komponenten: ein passives, ein aktives und ein kontrollierendes Subsystem.
Im craniomandibulären Bereich machen das passive Subsystem die knöchernen, knorpeligen und Kapselbandstrukturen die Bewegungseinheit Kiefergelenk aus, zudem die Zähne mit ihren Kontakten und kieferorthopädischen Hilfsmitteln wie Spangen, Drähte und Schienen. Das aktive Subsystem sind hier die Muskeln an Kopf, Hals und Nacken sowie im Mund und Rachen. Das Kontrollsubsystem bilden das Nervensystem sowie das männliche und weibliche Hormonsystem.
Wie Langendoen erklärt, werde der Zustand des passiven Subsystems und eventueller Probleme über Nervenverbindungen im Kiefergelenk an das zentrale Nervensystem (ZNS) als Kontrollsubsystem übermittelt. Bei der Entstehung der Beschwerden spielt das ZNS meist eine kleine Rolle, beeinflusst aber stark, wie die Beschwerden im passiven Subsystem verlaufen. »Entscheidend ist, wie das ZNS mit Schmerzen, physischen und seelischen Traumata und mit anhaltenden emotionalen Belastungen wie Dauerstress umgeht. Das ist bei jedem individuell und erklärt teilweise, warum manche Menschen mit großen Zahnproblemen kaum Beschwerden haben und andere mit kleinen Kauflächenstörungen starke Schmerzen und Verspannungen spüren«, so Langendoen.
Welche Rolle spielen die Muskeln bei CMD? Erfolgt vom passiven Kiefergelenk-Subsystem ein Schmerzsignal an das nervale Kontrollsubsystem, kann dieses als Schutzfunktion dafür sorgen, dass Muskeln etwa im Gesicht oder Nacken ausgesetzt (unteraktiv) oder verspannt (überaktiv) werden. Wird dies übertrieben oder geschieht zu lange, verstärkt sich das Beschwerdebild.