Was wird aus der Corona-Warn-App? |
Eine umfassende wissenschaftliche Bewertung steht in dieser Frage noch aus. Einige Zahlen stehen aber schon fest: Rund neun Millionen Menschen haben ihre Testergebnisse über die Corona-Warn-App geteilt. Mehr als 60 Millionen Mal wurden PCR-Testergebnisse an die App übermittelt, die Resultate von Antigen-Schnelltests wurden mehr als 180 Millionen Mal über die App an die Nutzer gesendet.
Das Ökosystem der App hat nach Einschätzung von Experten maßgeblich zur Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland beigetragen, beispielsweise in den Gesundheitsämtern oder den Testlaboren. Neuartig war auch, dass ein großes Projekt mit offenem Quellcode entwickelt wurde.
»Die Corona-Warn-App war mehr als nur eine Pandemie-App«, sagt die Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg (Die Linke). »Sie war ein großartiges Beispiel für eine neue Art, Software der öffentlichen Hand zu entwickeln: als Open Source und in einem wirklich offenen Prozess, gemeinsam mit der kompetenten Zivilgesellschaft. Nur so konnte sie zur weltweit erfolgreichsten Corona-App werden.« Domscheit-Berg bemängelt aber, dass die Änderung nicht von Dauer gewesen sei. Weder die alte noch die neue Bundesregierung habe diesen fortschrittlichen Ansatz je bei einem anderen Software-Projekt wiederholt.
Die Abschlussrechnung steht noch aus. Die Kosten dürften aber bei über 220 Millionen Euro liegen, deutlich mehr als ursprünglich geplant. Die Mittel flossen vor allem an den Softwarekonzern SAP und die Deutsche Telekom (T-Systems) für die Entwicklung und Wartung der App sowie den Betrieb eines Call-Centers für die Anwender.
Ob sich dieser Aufwand gelohnt hat, ist umstritten. Andrew Ullmann, der gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, sagt: »Die Corona-Warn-App war nicht der Gamechanger der Pandemie. Keiner kann bisher genau sagen, wie viele Erkrankungen durch sie verhindert wurden.« Die App habe aber einen Beitrag geleistet. »Sie hat vor allem angedeutet, was im Bereich der Digitalisierung im Gesundheitswesen machbar ist, wenn man den Willen hat und die Mittel dazu bereitstellt. Am Ende müssen wir uns aber auch die Frage stellen, ob die Kosten im Verhältnis standen. Hier habe ich mir noch keine endgültige Meinung gebildet.«
Für SAP-Technikchef Jürgen Müller steht dagegen fest, dass die App zusammen mit anderen Tools maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Menschen in Deutschland »die Pandemie gemeinsam gemeistert haben«. »Für mich ist (die Corona-Warn-App) ein weiterer Beweis dafür, dass Technologie allen zugutekommt«, schrieb Müller im Netzwerk LinkedIn.