Wege zum eigenen Kind |
Grundsätzlich versuchen Mediziner zunächst, die Auslöser der Unfruchtbarkeit zu behandeln. Liegt eine hormonelle Störung vor, kann diese durch die Einnahme der fehlenden Hormone oder die Hemmung einer erhöhten Hormonproduktion korrigiert werden. Die Eierstöcke lassen sich hormonell stimulieren, der Eisprung medikamentös auslösen. Myome können Ärzte operativ entfernen, auch verschlossene Ei- oder Samenleiter lassen sich mitunter durch einen chirurgischen Eingriff wieder passierbar machen. Viele Paare können so doch noch auf natürlichem Weg ihr Wunschkind bekommen.
Ist eine natürliche Zeugung ausgeschlossen, können Paare auf die Reproduktionsmedizin zurückgreifen. Hier stehen im Wesentlichen drei Methoden zur Verfügung. Bei der intrauterinen Insemination werden die Samenzellen direkt in die Gebärmutter eingebracht. Das verkürzt den Weg, den sie bis zur Eizelle zurücklegen müssen und sie erreichen diese in größerer Menge. Um die Erfolgsaussichten der Insemination zu erhöhen, geht diese in der Regel mit einer hormonellen Stimulation der Eierstöcke einher. Die Eizellreifung wird angeregt und das Wachstum sowie die Reife der Eizellen werden mit Hilfe von Blut- und Ultraschall-Untersuchungen überwacht. Um den Eisprung nicht zu verpassen, wird dieser hormonell ausgelöst und spätestens 36 Stunden später die Insemination durchgeführt. Hierfür wird eine frische Spermaprobe im Labor so aufbereitet, dass möglichst viele befruchtungsfähige Spermien in die Gebärmutter eingesetzt werden. Dies erfolgt mithilfe eines dünnen Katheters über die Scheide.
Das Verfahren der In-vitro-Fertilisation (IVF), umgangssprachlich als künstliche Befruchtung bezeichnet, existiert seit 1978. Im Vergleich zur Insemination ist die Behandlung für den weiblichen Organismus anstrengender und mit invasiven Eingriffen verbunden.
In der Regel beginnt ein IVF-Behandlungszyklus mit der sogenannten Downregulation. Mithilfe von Gonadotropin freisetzenden Hormonantagonisten (GnRH-Antagonisten) wird die körpereigene Hormonausschüttung unterdrückt, um die Eierstöcke anschließend gezielt stimulieren zu können. Ziel ist es, möglichst viele Eibläschen heranreifen zu lassen, sodass nach dem Auslösen des Eisprungs eine größere Anzahl befruchtungsfähiger Eizellen entnommen werden kann als dies im natürlichen Zyklus der Fall wäre. Die Eizellpunktion erfolgt etwa 36 Stunden nach dem Auslösen des Eisprungs und wird unter Vollnarkose durchgeführt.
Die Befruchtung der Eizellen erfolgt anschließend unter Laborbedingungen, folgt aber dem natürlichen Prinzip. Die aufbereiteten Samenzellen des Partners werden in einer Nährlösung mit den entnommenen Eizellen zusammengebracht. Als Richtwert müssen pro Eizelle 100.000 Samenzellen zur Verfügung stehen, von denen mindestens 30 Prozent eine gute Beweglichkeit haben und normal geformt sind. War die Befruchtung erfolgreich, können die Embryonen zwei bis sechs Tage später in die Gebärmutterhöhle eingesetzt werden. Nach dem Embryonenschutzgesetzt ist das Einsetzen von maximal drei Embryonen erlaubt. Frauen unter 38 Jahren wird jedoch in der Regel zum Einsetzen von nur einem oder zwei Embryonen geraten, um das Eintreten einer Drillingsschwangerschaft und die Risiken, die diese mit sich bringen kann, auszuschließen.
Die »Intrazytoplasmatische Spermieninjektion« (ICSI) ist eine Weiterentwicklung der IVF, die sich lediglich durch den Befruchtungsprozess unterscheidet. Dieser wird nicht dem Zufall überlassen, sondern im Labor wird eine einzelne Samenzelle direkt in die Eizelle eingeführt. Die ICSI eignet sich damit auch für Paare, bei denen die Samenqualität des Mannes stark eingeschränkt ist. Die Risiken und Nebenwirkungen für die behandelten Frauen sind bei IVF und ICSI gleich. Die Hormonbehandlung kann psychisch und physisch sehr anstrengend sein. Es besteht die Gefahr eines Überstimulationssyndroms, das sich mit Bauchschmerzen, Übelkeit sowie Kurzatmigkeit bemerkbar macht und im schlimmsten Fall stationär behandelt werden muss. Dazu kommen Risiken, die von der Narkose und der Entnahme der Eizellen ausgehen. In ihrer Erfolgsquote sind beide Verfahren vergleichbar. Die durchschnittliche Geburtenrate liegt bei 15 bis 20 Prozent pro Behandlungszyklus.
Insemination
In-vitro-Fertilisation
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion