Weibliches Geschlecht als Risikofaktor |
Um jedoch überhaupt eine Autoimmunerkrankung entwickeln zu können, ist immer auch eine entsprechende genetische Veranlagung für die Krankheit erforderlich. Bei verschiedenen überwiegend weiblichen Autoimmunerkrankungen konnten inzwischen einige X-chromosomale Gene direkt mit den Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. Dazu zählt zum Beispiel das Gen TLR7, das bei Lupus erythematodes, Polymyositis, systemischer Sklerose und dem Sjögren-Syndrom eine Rolle spielt. Es hat die Aufgabe, Krankheitserreger zu erkennen und Immunzellen darauf aufmerksam zu machen. Zudem erhöht es die Produktion von entzündungsfördernden Signalsubstanzen, welche die Autoimmunreaktion verstärken können. Untersuchungen zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen mit nahezu ausgeglichenem Geschlechterverhältnis wie Zöliakie und Typ-1-Diabetes deuten darauf hin, dass Körperzellen, die von einer Autoimmunerkrankung betroffen sind, übermäßig aktive Erbanlagen besitzen, die für krankheitsassoziierte Proteine codieren. Sie lenken den Angriff von Immunzellen dadurch gezielt auf sich.
Aus Zwillingsstudien ist zudem bekannt, dass Umweltfaktoren wie Infektionen, Rauchen, Medikamente, Luftschadstoffe oder Ernährung bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen eine Rolle spielen. Und nicht zuletzt wird auch das Darmmikrobiom immer wieder mit Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht. Zumindest bei Mäusen beeinflusst der Bakterienmix im Darm, wie viel Testosteron der Körper produziert, was in direktem Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit steht, an Typ-1-Diabetes zu erkranken. Diese Erkenntnisse liefern vielversprechende Therapieansätze, die krankmachenden Prozesse mit Medikamenten und/oder Ernährung spezifisch zu beeinflussen oder zu blockieren.