Welche Nahrungsergänzungsmittel für Senioren sinnvoll sind | 
| Barbara Döring | 
| 03.11.2025 08:00 Uhr | 
Mögliche Hinweise, dass ein Mangel vorliegt, sind unter anderem unbeabsichtigte Gewichtsabnahme, körperliche Schwäche, Mundtrockenheit und Zungenbrennen, Verstopfung, dunkler Urin, niedriger Blutdruck oder Verwirrtheit. Bevor eine Substitution erfolgt, sollte eine ärztliche Untersuchung den Mangel bestätigen.
Aus Angst vor einer Unterversorgung nach dem Gießkannenprinzip zu Multivitamin-Präparaten zu greifen, ist nicht zu empfehlen. Denn auch NEM können toxisch wirken, wenn die Dosis überhöht ist. Wechselwirkungen mit eingenommenen Medikamenten sind ebenfalls möglich. Das gilt auch für Präparate, die sich mit Werbeaussagen speziell an die Gruppe 65+ wenden.
Gezielt eingesetzt, können sie jedoch sinnvoll sein, wenn – wie etwa bei Vitamin D oder B12 – eine Unterversorgung droht. Die Supplementation sollten Senioren jedoch immer beim Arztbesuch oder in der Apotheke abklären.
Calcium
Mit zunehmendem Alter verändert sich die Struktur des Knochens, seine Festigkeit und Dichte nimmt ab, er wird spröde und brüchiger. Gleichzeitig nimmt die Resorption des Knochenbaustoffs Calcium aus dem Darm ab. Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren weniger Milchprodukte in Deutschland konsumiert wurden. Die Nationale Verzehrstudie II zeigt denn auch, dass Personen ab 65 Jahren die Zufuhrempfehlungen für Calcium deutlich unterschreiten, sodass auf eine ausreichende Calciumzufuhr über die Ernährung geachtet werden sollte.
Frühere Studien geben Hinweise, dass die Einnahme höher dosierter Calcium-Supplemente, insbesondere mehr als 1000 mg pro Tag, ein erhöhtes Sterberisiko durch kardiovaskuläre Erkrankungen bedingen kann. Aufgrund möglicher unerwünschter gesundheitlicher Effekte rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu maximal 500 mg für die tägliche Gesamtzufuhr von Calcium über NEM. Bei Produkten mit mehr als 250 mg Calcium pro Tagesverzehrsmenge sollten keine weiteren calciumhaltigen NEM eingenommen werden. Zudem lässt sich die Calciumversorgung im Gegensatz zur Vitamin-D-Versorgung relativ leicht über die Ernährung decken. Bei einer hohen Zufuhr von Calcium über die Ernährung sind keine Risiken für das Herz bekannt.
Magnesium
Durch eine verminderte Nahrungs- oder Flüssigkeitsaufnahme oder die Einnahme von Diuretika kann die Versorgung mit Magnesium bei älteren Menschen kritisch sein. Laut der Deutschen Herzstiftung können kardiologische Risikopatienten von einer mit dem Arzt besprochenen Magnesiumsubstitution profitieren. Als Höchstmenge für die tägliche Aufnahme über NEM empfiehlt das BfR 250 Milligramm Magnesium. Die Menge sollte möglichst auf zwei oder mehr Portionen am Tag verteilt werden.
Vitamin D
Menschen über 65 Jahren gelten als Risikogruppe für einen Vitamin-D-Mangel. Denn die Fähigkeit der Haut, das Sonnenvitamin zu bilden, nimmt im Alter deutlich ab. Vor allem Senioren, die sich wenig im Freien aufhalten oder den Großteil der Haut mit Kleidung bedeckt haben oder Menschen, die chronisch krank oder pflegebedürftig sind, sollten täglich 800 I.E. Vitamin D über NEM einnehmen. Eine höhere Dosierung kann indiziert sein, sollte aber laut BfR ärztlich kontrolliert werden. Besteht bereits ein nachgewiesener Mangel, wird der Arzt ein entsprechendes Arzneimittel verordnen. Mitunter bieten Hersteller Kombinationen aus Vitamin D und Vitamin K an. Dabei ist zu bedenken, dass Vitamin K die Wirkung von blutgerinnungshemmenden Medikamenten (Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ) abschwächen kann, die viele ältere Menschen einnehmen.
Eisen
Eine im Alter häufige Medikation ist die tägliche Einnahme niedrig dosierter Acetylsalicylsäure. Der Wirkstoff kann das Risiko einer Anämie erhöhen, sodass in ärztlicher Absprache die Supplementation von Eisen erforderlich sein kann. Die täglich über ein NEM zugeführte Menge sollte 6 mg nicht überschreiten.
Eiweiß
Ab etwa dem 30. Lebensjahr nimmt die Muskelmasse des Körpers kontinuierlich ab. Im Alter sinkt deshalb die Muskelkraft und die Struktur der Muskelfasern ändert sich. Um dem entgegenzuwirken, ist eine ausreichende Versorgung mit Nahrungseiweiß wichtig. Auch für die Funktion des Immunsystems, die im Alter nachlässt, ist Eiweiß unerlässlich. Wenn im Alter nicht mehr so viel gegessen wird, sind mitunter Eiweißdrinks als Pulver zum Anrühren zu empfehlen. Sie können auch helfen, einen erhöhten Bedarf an Eiweiß nach einer Erkrankung zu decken. Für Senioren kann nach ärztlicher Rücksprache ein Produkt mit zugesetztem Calcium und Vitamin D sinnvoll sein.
Speziell L-Leucin soll laut Werbeaussagen den Muskelaufbau im Alter unterstützen. Es ist eine essentielle Aminosäure, die über eiweißreiche Nahrungsmittel aufgenommen wird, und spielt eine wichtige Rolle für den Muskelaufbau. Allerdings ist unklar, ob L-Leucin allein und ohne zusätzliches Muskeltraining dazu in der Lage ist. Die maximale Leucinzufuhr über NEM sollte laut BfR 4 g pro Tag nicht überschreiten. Das BfR rät zudem, Leucin nicht einzeln, sondern in Kombination mit anderen verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAA) aufzunehmen. Als Tageshöchstmenge werden 8,2 g BCAA empfohlen. Zur Supplementation ist vor allem Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion nur nach ärztlicher Absprache geraten.
Vitamin B12
Selbst wenn Senioren die empfohlene Menge Vitamin B12 über die Nahrung aufnehmen, kann bei ihnen wegen der altersbedingt verringerten Magensäureproduktion, einem Mangel am sogenannten Intrinsic factor oder aufgrund von Magenschleimhautentzündungen die Aufnahme des B-Vitamins verringert sein. Immerhin entwickeln etwa 30 Prozent der älteren Menschen eine atrophische Gastritis, bei der ein NEM sinnvoll sein kann. Bei veganer Ernährung ist ebenfalls eine Nahrungsergänzung erforderlich, da Vitamin B12 ausschließlich in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt. Die täglich über ein NEM zugeführte Menge an Vitamin B12 sollte 25 μg nicht überschreiten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt älteren Menschen, regelmäßig ihren Vitamin-B12-Status überprüfen zu lassen.

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Wer eine der folgenden Fragen mit Ja beantwortet, sollte mit dem Arzt sprechen, um einen möglichen Nährstoffmangel abzuklären:
(Quelle: Universitätsmedizin Halle)