Wenn die Schmerztablette nach Essig riecht |
Katja Egermeier |
05.12.2022 16:00 Uhr |
Werden gasförmige Moleküle von einem Medikament an die umgebende Luft abgegeben, etwa von einer Tablette an die Luft im Blister, kann ein unangenehmer Geruch entstehen. Diese Luft entweicht beim Öffnen des Blisters dann schlagartig. In der Regel entstehen solche geruchsintensiven Verbindungen, wenn durch eine undichte Verpackung Luftfeuchtigkeit auf das Medikament einwirken kann. Andere Ursachen sind Reste von Lösungsmitteln.
Je nach Wirkstoff können Medikamente unterschiedlich riechen. Funke nennt als Beispiel den Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) gegen Schmerzen als Brausetablette. Bei zu warmer Lagerung blähen diese in der Folie auf und es kommt zu Zersetzung und Gasentwicklung. Man könne das sofort riechen, sobald man eine ASS-Brausetablette aus dem Blister drückt: Riecht sie nach Essig, hat eine Zersetzung stattgefunden.
Weitere Beispiele sind der blutdrucksenkende Wirkstoff Captopril, der kann nach Schwefel riechen kann, sowie verschiedene Wirkstoffe gegen Diabetes oder Bluthochdruck, die muffig werden. Bei dem Antibiotikum Erythromycin kann Fischgeruch vorkommen.
Einige Arzneimittel sind zudem lichtempfindlich. Die Originalverpackung biete einen Lichtschutz, und zwar zum einen durch die direkte Verpackung wie lichtundurchlässige Blister oder braun getönte Glasfläschchen und zum anderen durch die Umverpackung, also die Faltschachtel, erklärt Funke. Beispiele hierfür sind die Blutdrucksenker Amlodipin und Nitrendipin, das Diuretikum Furosemid sowie das Herzmedikament Nifedipin.
Generell sollten Umverpackungen nicht weggeworfen werden, da sie allen Medikamenten als wichtiger Lichtschutz dienen. Wer auf der Packung außerdem vermerke, wofür er ein Präparat benötigt, wann es genommen werden soll und wann es geöffnet wurde, verschaffe sich auch auf längere Zeit einen Überblick.
Müssen Patienten viele Medikamente einnehmen, behelfen sie sich häufig durch Dosierhilfen für eine ganze Woche. Doch nicht alle Darreichungsformen sind dafür geeignet. Bei Brausetabletten, Schmelztabletten oder Weichgelatinekapseln könne schon ein kurzer Kontakt mit Luftfeuchtigkeit die Stabilität negativ beeinflussen, so die Kammerpräsidentin. Zu den Arzneistoffen, die Luftfeuchtigkeit binden, gehören der Cholesterinsenker Fluvastatin und das Antikonvulsivum Natriumvalproat zur Behandlung bei Epilepsie.
Ein weiteres Problem bei Wochendosetten: Bei einfachen Tabletten ohne Überzug kann es in Kontakt mit anderen Medikamenten oder durch das Fach zu Abrieb kommen. Die problematischen Arzneistoffe und Darreichungsformen sollten Funke zufolge erst kurz vor der Einnahme der Verpackung entnommen werden. Entsprechende Hinweise in der Packungsbeilage wie »lichtgeschützt aufbewahren« oder »vor Feuchtigkeit schützen« sollten stets ernst genommen werden – und entsprechende Tabletten bis zur Einnahme im Blister und dieser im Umkarton bleiben.
Folgende Anzeichen können ein Hinweis auf eine Veränderung eines Arzneimittels sein:
Bei derartigen Veränderungen wird empfohlen, in der Apotheke nachzufragen. Da sich Arzneimittel auch ohne sichtbare Anzeichen verändern können, sollten sie nach Ablauf ihres Verfalldatums nicht mehr verwendet werden.
Quelle: BMG