Wenn die Seele durch den Körper spricht |
Nicht nur Ärzte, auch Betroffene selbst wissen oft zu wenig über die Bedeutung der Mechanismen, Auslöser und Verstärker der Symptome, unter denen sie leiden: Das hat die DGPM bereits 2020 bei Veröffentlichung der Patientenleitlinie »Funktionelle Körperbeschwerden verstehen und bewältigen« deutlich gemacht.
Nur zu oft, so heißt es in der Leitlinie, ließen sich selbst bei anhaltenden körperlichen Leiden keine einzelnen oder eindeutigen Ursachen feststellen. Überforderung am Arbeitsplatz oder in der Familie, belastende Erinnerungen, Verluste geliebter Personen, Sorgen und Stress – meist seien es mehrere psychische und soziale Auslöser, die zusammenwirken, bis der Körper quasi ein »Stoppsignal« sendet.
Funktionelle Beschwerden würden trotz ihrer Häufigkeit noch zu oft übersehen, kritisieren die Autoren. In vielen Praxen herrsche eine gewisse »Betriebsblindheit« – zumal die sogenannte »sprechende Medizin« stark an Bedeutung verloren habe. Es werde »zu wenig zugehört oder nachgefragt sowie zu oft beziehungsweise falsch untersucht oder behandelt«, beklagen die federführenden Wissenschaftler. Im Rahmen der heute zumeist üblichen »Reparaturmedizin« gehe der Blick für den ganzen Menschen, seine Alltagssorgen und seine Persönlichkeit oftmals verloren.
Da könne es helfen, wenn der Patient selbst Vorbereitungen für einen Arztbesuch trifft, die es ihm erlauben, alles Wichtige konzentriert zu berichten oder zu erfragen. Ein sogenanntes Beschwerdetagebuch mit allen relevanten Fakten könne ebenso wie mitgebrachte Vorbefunde zum Gelingen des Arzt-Patienten-Gespräch beitragen. Die in der Leitlinie aufgezeigte Checkliste »Mein Arztgespräch« kann hier der grundlegenden Orientierung dienen.
Jeder Patient möchte mit seinem ernst genommen werden und sich außerdem vom Praxisteam gut betreut fühlen. Es falle jedoch schwer einzuschätzen, ob eine Arztpraxis diese Erwartungen auch erfüllen kann. Die Checkliste könne helfen, die jeweils passende Praxis zu finden. Die Patienten-Leitlinie bietet daher auch Unterstützung durch Verweis auf die Checkliste »Woran erkennt man eine gute Arztpraxis?«, die von der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung bereits vor einigen Jahren herausgegeben wurde.