Wenn mütterliches Blut gefährlich wird |
Barbara Döring |
06.10.2022 09:00 Uhr |
Bein stellte zudem einen neuen Therapieansatz bei Blutgruppenunverträglichkeit vor, der in einer Phase-II-Studie getestet wird: Der monoklonale Antikörper Nipocalimab blockiert das Transportmolekül für mütterliche Antikörper an der Plazenta. Aus der erfolgreich abgeschlossenen Rekrutierung der Studie lasse sich schließen, dass das Therapieprinzip erfolgreich ist, betonte der Transfusionsmediziner. Aktuell besteht die Behandlung von schweren Fällen der Erythrozyten-Unverträglichkeit in Bluttransfusionen, die dem Ungeborenen im Mutterleib verabreicht werden. Bei der Unverträglichkeit gegen Blutplättchen gibt es eine Prophylaxe mit Immunglobulinen.
Sehr interessant seien auch experimentelle Therapieverfahren wie die aus der Krebstherapie bekannte CAR-T-Zell-Therapie (Chimeric-Antigen-Receptor-T-Zellen). Diese sei geeignet, jene B-Lymphozyten antigenspezifisch zu eliminieren, welche die krankmachenden Antikörper produzieren. So wäre keine komplette Immunsuppression oder vollständige Blockade des Übergangs mütterlicher Antikörper in die kindliche Zirkulation nötig, sondern eine zielgerichtete Therapie möglich.
Frauen könne man mit auf den Weg geben, dass es beim Nachweis entsprechender Antikörper keinen Grund gibt, auf den Kinderwunsch zu verzichten. »Wir haben heute Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten, die es nahezu allen betroffenen Schwangeren ermöglichen, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen«, so Bein. Die Patientinnen seien in Spezialzentren, in denen interdisziplinäre Teams aus Transfusionsmedizinern, Pränatalmedizinern und Neonatologen zusammenarbeiten, sehr sicher aufgehoben.