Wenn Schnelltests falsch liegen |
Hinsichtlich der Ansteckungsgefahr, sieht das RKI eine größere Gefahr von falsch-negativen Tests ausgehen. »Es werden immer wieder Infektionsketten bekannt, die auf Treffen zurückgehen, bei denen alle im Schnell- oder Selbsttest zuvor negativ getestet waren.«
Das Problem: Die Schnelltests schlagen am besten bei einer hohen Viruslast an. Infizierte mit geringer Viruslast – etwa zu Beginn oder beim Abklingen der Erkrankung – werden möglicherweise nicht entdeckt.
Ein Rechenbeispiel: Geht man davon aus, dass in einer Gruppe von 10.000 Getesteten 1000 tatsächlich das Coronavirus tragen, dann könnten mindestens 50 dieser Infizierten im Selbsttest fälschlicherweise ein negatives Ergebnis bekommen. Sie nähmen an, nicht infiziert zu sein – und stecken so womöglich weitere Menschen an.
»Ein negatives Ergebnis im Antigen-Test schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn eine niedrige Viruslast vorliegt«, so das RKI. Auch bei korrekter Durchführung sei es »lediglich weniger wahrscheinlich«, ansteckend zu sein. Zudem sei die Aussagekraft zeitlich begrenzt – schon am nächsten Tag kann das Ergebnis anders sein. Daher ist ein negatives Ergebnis kein Freifahrtschein, die Corona-Regeln zu missachten. Man könne sich nicht »freitesten« und solle unbedingt immer die anderen schützenden Verhaltensweisen beibehalten: Abstand, Handhygiene, Maske tragen, lüften. Das helfe auch dabei, sich nicht selbst anzustecken.
Virologen weisen seit Längerem auf diese Grenzen bei den Schnelltests hin – so auch Christian Drosten von der Berliner Charité. Beim Test eines Infizierten direkt zu Symptombeginn gebe es eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Antigen-Schnelltest noch nicht positiv sei, so der Virologe Mitte April im Podcast »Coronavirus-Update« von NDR Info. Während ein PCR-Test schon seit zwei, drei Tagen ein positives Ergebnis anzeigen würde, werde man im Antigentest erst am nächsten Tag positiv. Man dürfe sich nach einem negativen Schnelltest nicht in falscher Sicherheit wiegen. Der Einsatz von Schnelltests bei Menschen mit Symptomen und die regelmäßige Anwendung etwa in Schulklassen und am Arbeitsplatz seien dennoch sinnvoll.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.