Wer sollte sich gegen RSV impfen lassen? |
Ohne STIKO-Empfehlung sind die Kosten für die Immunisierung in der Regel privat zu tragen. / Foto: Getty Images/Morsa Images
Bei der Prophylaxe von RSV-bedingten Atemwegserkrankungen ist man in diesem Jahr ein großes Stück weitergekommen: Seit diesem Herbst stehen erstmals Impfstoffe zum Schutz zur Verfügung. So wurde Anfang Juni Arexvy® von GSK zur Immunisierung von Personen ab 60 Jahren zugelassen, im August folgte Abrysvo® von Pfizer mit einer Zulassung sowohl für Senioren als auch für Schwangere. Und auch der monoklonale Antikörper Nirsevimab (Beyfortus® von Astra Zeneca/Sanofi) zur passiven Immunisierung von Säuglingen in ihrer ersten RSV-Saison steht seit September in Deutschland zur Verfügung.
Die Erwartungen an die neuen RSV-Prophylaktika sind groß – gleichwohl ist für diese Saison noch nicht mit einer Empfehlung durch die Ständige Impfkommission (STIKO) zu rechnen, machte Professor Dr. Klaus Überla, Direktor des Virologischen Instituts am Universitätsklinikum Erlangen und Sprecher der STIKO-Arbeitsgruppe zu RSV, bei einem Pressebriefing des Science Media Centers im September deutlich. Man brauche mehr Zeit und Daten, um die neuen Arzneimittel und den Nutzen ausreichend beurteilen zu können. Unter anderem modelliere man derzeit, wie sich RSV-Impfungen auf die Verbreitung des Atemwegserregers auswirken, und stelle Kosten-Nutzen-Analysen für verschiedene Risikogruppen an.
Zwei Impfstoffe und ein neuer Antikörper sind ab dieser Saison zur RSV-Prävention verfügbar:
Allzu präsent sind noch die RSV-bedingten Klinikbelastungen des vergangenen Winters durch die hohen Infektionszahlen sowohl bei den ganz jungen als auch bei den älteren Patienten. Privatdozentin Dr. Nicole Töpfner von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Dresden verwies auf die DAK-Sonderanalyse, nach der sich im letzten Quartal 2022 die Klinikbehandlungen von Neugeborenen und Säuglingen mit RSV-Infektionen im Vergleich zum Winter 2018 verfünffacht hatten. »Hochgerechnet auf die gesamte Bundesrepublik bedeutet das, dass allein Ende 2022 etwa 17.000 Neugeborene und Säuglinge nur aufgrund dieses einen Virus mit schweren Atemwegsinfektionen im Krankenhaus und mit einem Anstieg um das 350-Fache auf den Intensivstationen behandelt wurden«, schilderte sie eindrücklich. Bis zum Ende der Saison hätten rund 44.000 RSV-Kinder stationär aufgenommen werden müssen.
Auch was die Situation der Erwachsenen betrifft, gibt es Zahlen. Im Juni teilte das Robert-Koch-Institut geschätzte Zahlen zum damaligen Infektionsgeschehen mit. Danach seien in Deutschland ab November 2022 rund 12.800 Erwachsene RSV-bedingt stationär behandelt wurden, davon knapp 3000 intensivmedizinisch. Mittlerweile brachte die Bundesregierung eine Meldepflicht für RSV-Erkrankungen auf den Weg – was der STIKO helfen soll, belastbare Daten zum Ausmaß des Infektionsgeschehens zu sammeln.