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Notfall nach Bienen- oder Wespenstich

Wichtige Fakten zur Insektengiftallergie

Eine Wespe oder Biene ist auf dem Arm gelandet oder fliegt ganz nah am Gesicht. Jetzt entspannt zu bleiben, ist schwer. Für Wespengift-Allergikerinnen und -Allergiker umso mehr: Ein Stich ist für sie nicht bloß schmerzhaft und lästig, sondern lebensgefährlich.
AutorKontaktdpa
Datum 11.08.2025  12:00 Uhr

Rund 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung haben eine echte Allergie auf Wespen- oder Bienengift, sagt Professor Thilo Jakob. Er ist Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Gießen. Was genau hinter einer solchen Allergie steckt, welche Warnzeichen man kennen sollte und was Betroffenen helfen kann.

Was passiert bei einer Insektengiftallergie im Körper?

Sticht eine Wespe oder auch Biene zu, gibt sie über ihren Stachel Gift an den Körper ab. Auf bestimmte Eiweiße, die darin enthalten sind, reagiert unser Immunsystem. Bei manchen Menschen passiert das übermäßig stark.

»Diese allergische Überreaktion ist, was gefährlich werden kann, weil sie bis hin zum schweren allergischen Schock führen kann«, sagt Thilo Jakob. Beim allerersten Stich muss den aber niemand befürchten. Voraussetzung für eine allergische Reaktion ist nämlich, dass sich das Immunsystem bereits mit dem Insektengift auseinandergesetzt hat.

Was ist noch eine normale Reaktion auf einen Stich – und wo fängt eine allergische Reaktion an?

Eine normale Reaktion liegt vor, wenn die Schwellung rund um die Einstichstelle einen Durchmesser von höchstens 10 Zentimetern hat. Nach 24 Stunden nimmt diese Schwellung in aller Regel wieder ab.

Das Insekt hat in den Handrücken gestochen, nun ist der ganze Unterarm knallrot und geschwollen? Dann sprechen Mediziner nicht von einer Allergie, sondern von einer überschießenden örtlichen Stichreaktion. Sie ist lästig, aber nicht gefährlich – selbst, wenn sie von etwas Schüttelfrost oder erhöhter Temperatur begleitet wird. »Typischerweise besteht die Reaktion über mehrere Tage, geht dann aber von allein wieder weg«, sagt Thilo Jakob.

Eine echte Insektenallergie liegt erst dann vor, wenn es nicht nur rund um die Stichstelle Reaktionen gibt, sondern auch in anderen Körperregionen oder -systemen. Thilo Jakob nennt Beispiele: »Wenn der Stich am Handrücken ist, doch plötzlich juckt die Kopfhaut oder die Füße, man bekommt Quaddeln am ganzen Körper oder Atemnot.« Auch Kreislaufprobleme, Herzrasen, Ohnmacht, Übelkeit und Erbrechen können Teil einer solchen systemischen Reaktion sein.

Kreislaufprobleme oder Hautausschlag nach einem Stich. Was tun?

»Wenn es zum ersten Mal passiert, ist man vollkommen überrascht«, sagt Thilo Jakob. Und er stellt klar: Dann darf und sollte man den Notruf 112 wählen. Es ist nämlich nicht abzusehen, wie stark die Reaktion des Körpers ausfällt – und ob sich womöglich ein lebensgefährlicher allergischer Schock anbahnt.

Sind andere Menschen anwesend, sollte man sie zudem informieren, dass es einem nach diesem Stich nicht gut geht – damit sie Hilfe holen oder womöglich mit einem Allergie-Medikament aushelfen können. »Vielleicht hat jemand in der Nähe Antihistaminika-Tabletten, die man auch bei Heuschnupfen nimmt«, sagt Torsten Zuberbier. Er ist Direktor des Instituts für Allergieforschung an der Charité Berlin.

Wer hat ein erhöhtes Risiko, eine Insektengiftallergie zu entwickeln?

Menschen, die Neurodermitis, Heuschnupfen oder allergisches Asthma haben, haben ein etwas erhöhtes Risiko, wie Thilo Jakob sagt. »Das ist aber nicht dramatisch erhöht.« Anders sieht das bei Patienten mit einer bestimmten seltenen Erkrankung, einer Mastozytose, aus.

Menschen, die häufig gestochen werden, können ebenfalls ein erhöhtes Risiko für eine Insektengiftallergie haben. »Zum Beispiel Menschen, die in einer Fleischerei oder Bäckerei arbeiten – und natürlich auch Imker«, sagt Torsten Zuberbier. Es kann aber auch umgekehrt sein: »Der Körper kann sich so sehr an das Insektengift gewöhnen, dass bei Stichen kaum noch Beschwerden auftreten – auch das ist möglich.«

Wo und wie wird eine Insektengiftallergie diagnostiziert?

Wer den Verdacht hat, auf Insektenstiche allergisch zu reagieren, sollte das ärztlich abklären lassen. Generell gilt: Eine Diagnostik, ob eine Insektengiftallergie vorliegt, wird nur angestoßen, wenn es zu einer systemischen Reaktion gekommen ist, so Jakob. Eine überschießende örtliche Stichreaktion reicht nicht aus. Meist reicht für die Diagnostik schon ein Bluttest aus, bei dem bestimmt wird, ob ein bestimmter Antikörper gegen Wespen- oder Bienengift vorliegt. Ergänzend kann Arzt oder Ärztin einen Hauttest durchführen.

Die Diagnose Insektenstichallergie steht – und jetzt?

Insektengiftallergiker bekommen ein Notfallset verschrieben. Es enthält Allergiemedikamente – Kortison und ein Antihistaminikum – und außerdem einen Adrenalin-Autoinjektor. Das ist eine Art Spritze, die sich Betroffene nach einem Stich selbst verabreichen können, um lebensbedrohliche Reaktionen zu vermeiden.

»Das Allerwichtigste ist, dass Allergiker dieses Notfallset immer bei sich haben«, sagt Torsten Zuberbier. Das gilt auch dann, wenn sie nur kurz in den Garten gehen. Denn: Hat eine Wespe zugestochen und zeigen sich allergische Reaktionen, sollte man das Adrenalin so rasch wie möglich anwenden. Es ist nämlich nicht absehbar, ob sich womöglich ein lebensgefährlicher allergischer Schock entwickelt.

»Bei Wespenstichen ist es mitunter sehr variabel, wie viel Gift in den Körper gelangt«, sagt Torsten Zuberbier. Hat das Tier viel Gift im Körper hinterlassen, steigt auch das Risiko für einen allergischen Schock.

Was können Allergiker tun, um das Risiko für Stiche zu vermeiden?

Insektengiftallergiker sollten nicht barfuß oder mit offenen Schuhen über die Wiese laufen, im Sommer nicht draußen frühstücken und keine parfümierten Kosmetikprodukte nutzen. Vor allem wichtig: Getränke sichern, also Flaschen und Gläser abdecken und durch einen Trinkhalm trinken. »Das Worst-Case-Szenario ist, wenn man eine Coladose oder eine Bierflasche offen stehen lässt, eine Wespe reinfliegt und man dann einen kräftigen Schluck nimmt«, sagt Torsten Zuberbier. Selbst für Nicht-Allergiker können Stiche in Mund und Rachen gefährlich werden, weil die Atemwege zuschwellen können.

Was, wenn einem doch eines der Tiere bedrohlich nah kommt? So schwer es auch fällt: »Ruhig bleiben, nicht um sich schlagen.« Torsten Zuberbier hat noch einen Tipp für alle, die gerne sportlich auf dem Rad unterwegs sind. Dabei sollten sie lieber eng anliegende Kleidung tragen. Der Grund: Beugt man sich beim Radeln nach vorn, bildet der Ausschnitt lockerer Shirts einen Trichter, in den Wespen hineinfliegen können. Beim Fahrradhelm sollte man zudem darauf achten, dass die Aussparungen jeweils mit einem Netz versehen sind.

Kann man die Allergie an sich behandeln?

Ja, das geht mit einer spezifischen Immuntherapie. Das Prinzip: Das Immunsystem soll sich nach und nach an das Insektengift gewöhnen – und weniger stark darauf reagieren.

Allergiker und Allergikerinnen lassen sich dafür in regelmäßigen Abständen das Insektengift in die Haut spritzen, beginnend mit einer ganz geringen Dosierung, die im Verlauf der Therapie gesteigert wird. Die Chancen, dass so eine spezifische Immuntherapie Besserung bringt, stehen gut. »Sie bietet eine Sicherheit von 98 Prozent, in Zukunft keine lebensgefährlichen Reaktionen zu entwickeln«, sagt Torsten Zuberbier. Voraussetzung ist, dass man sie über die Dauer von rund drei Jahren konsequent durchführt.

Übrigens: Ist die Therapie abgeschlossen und es liegen keine zusätzlichen Risikofaktoren für besonders schwere Reaktionen vor, »braucht man kein Notfallset mehr«, sagt Thilo Jakob.

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