Klimaangst ist ein relativ neues Phänomen, das in vielen Aspekten noch unerforscht ist. Bekannt ist derzeit, dass sie junge Menschen oft stärker trifft als Ältere. In der Studie »Zukunft? Jugend fragen!« des Umweltbundesamtes (UBA) gaben 72 Prozent der Befragten im Alter von 14 bis 22 Jahren an, dass sie der Zukunft von Umwelt und Klima eher oder sehr pessimistisch entgegensehen. Ein ähnliches Bild zeichnen internationale Studien. In einer Studie der University of Bath wurden 10.000 junge Menschen in zehn verschiedenen Ländern befragt. Zwei von drei gaben an, sich traurig und ängstlich zu fühlen. Drei Viertel gaben an, die Zukunft beängstigend zu finden. Mehr als die Hälfte glaubte, dass die Menschheit dem Untergang geweiht ist. Fast vier von zehn jungen Menschen zögern laut der Umfrage, später Kinder zu bekommen.
Ein weiteres Ergebnis der Forscher: Je passiver Erwachsene reagieren, desto ängstlicher werden junge Menschen. 84 Prozent der jungen Menschen fühlten sich zurückgewiesen, wenn sie über den Klimawandel sprechen wollen. Die Mehrheit fühlte sich von ihren Regierungen betrogen, weil diese in ihren Augen nicht genug unternehmen, um die Erderwärmung zu stoppen. Deutlich wurde außerdem, dass die Klimaangst der Befragten und die Ernsthaftigkeit, mit der die Regierungen in den Augen der Befragten die Klimakrise angingen, zusammenhingen. Je mehr sich die Teilnehmer im Stich gelassen fühlten, desto eher verspürten sie Sorgen und Stress.
Immun gegenüber Klimaangst sind aber auch ältere Menschen nicht. In einer repräsentativen Studie des Umweltbundesamtes mit 1300 Personen ab 18 Jahren gaben 53 Prozent der Befragten an, sich mental stark oder sehr stark durch den Klimawandel belastet zu fühlen. Allerdings fühlten sich nur 2 Prozent der Befragten dadurch in ihrem Alltag beeinträchtigt.
Auch wenn Klimaangst unangenehm und belastend sein kann, als psychische Erkrankung wird sie derzeit nicht eingestuft. Experten sehen sie vielmehr als eine natürliche Reaktion auf eine erwartete Bedrohungslage. So lange Ängste und Befürchtungen auf einem kontrollierbaren Level bleiben, kann Klimaangst sogar positive Effekte entfalten. Denn viele Menschen werden durch ihre Befürchtungen zu einem klimafreundlichen Verhalten motiviert.
Zudem kann man einiges tun, um einen gesunden Umgang mit Klimaangst zu finden. Konkrete Tipps und Maßnahmen wurden in dem vom Umweltbundesamt geförderten Forschungsprojekt »Mentale Auswirkungen des Klimawandels« erarbeitet. Im Mittelpunkt stehen dabei der gesunde Umgang mit den eigenen Gefühlen sowie wirksames und gemeinsames Handeln zum Beispiel durch das Engagement in Umweltgruppen. Für den schnellen Überblick wurden die Inhalte im »Ratgeber für mentale Gesundheit im Klimawandel« zu folgenden Take-Home-Messages zusammengefasst:
Manchmal kann Klimaangst jedoch auch ausgeprägte Reaktionen mit Vermeidungsverhalten, Appetitverlust, Schlaflosigkeit oder Panikattacken hervorrufen. Das wiederum kann zur Entwicklung von Depressionen und Angststörungen beitragen. Fühlen sich Betroffene mit ihren Gefühlen überfordert, kann professionelle Unterstützung hilfreich sein. Eine Anlaufstelle für Menschen mit Klimaangst ist zum Beispiel der Verein Psychologists/Psychotherapists for Future, der eine kostenfreie Beratung anbietet (Telefon: +49 6721 9498999, beratung@psychologistsforfuture.org).