Wie ein Impfstoffzusatz möglicherweise das Gehirn schützt |
Somit scheint die Wirkung der Impfungen über den bloßen Infektionsschutz hinauszugehen. Der kurze Zeitraum bis zum Wirkungseintritt (innerhalb weniger Monate) und die fehlende Additivität sprechen gegen einen rein infektionsvermittelten Effekt.
Die Tatsache, dass die Effekte nur bei Impfstoffen beobachtet wurden, die den Adjuvanskomplex AS01 enthielten, legt nahe, dass das Adjuvans eine aktive Rolle bei der Risikominimierung für Alzheimer spielt. Tatsächlich war in Tiermodellen gezeigt worden, dass die eine Komponente des Komplexes, der TLR4-Agonist Monophosphoryl-Lipid A (MPL), die Amyloid-Pathologie reduzieren könnte. Die andere Komponente, das Saponin QS-21, aktiviert synergistisch mit MPL dendritische Zellen und Makrophagen und löst eine altersunabhängige IFN-γ-Kaskade aus.
Damit könnte die von dem Adjuvans induzierte Immunantwort neuroprotektiv wirken, etwa durch Reduktion der Amyloid-β-Ablagerung, die Förderung der Mikrogliaaktivität und die Modulation neuroinflammatorischer Prozesse. IFN-γ korreliert negativ mit dem kognitivem Abbau bei älteren Erwachsenen ohne Demenz, was die Hypothese stützt. Die Autoren vermuten, dass bereits eine Einzeldosis AS01 eine maximale Wirkung entfaltet, was den fehlenden Unterschied zwischen Einfach- und Doppelimpfung erklärt.
Neben der Retrospektivität und einer fehlenden Diagnosevalidierung, die nahezu immer bei dieser Studienart zu berücksichtigen sind, diskutieren die Autoren auch Limitationen wegen methodischer Unsicherheiten durch potenzielle Verzerrungsfaktoren. So wurde die RSV-Impfung teils mit Abrysvo® (ohne AS01) codiert, wodurch die Schutzwirkung von Arexvy® unterschätzt worden sein könnte. Eine Subgruppenanalyse ergab jedoch, dass circa 76 Prozent der RSV-geimpften Kohorte tatsächlich Arexvy® erhielten.
Um die Hypothese weiter zu erhärten, sind nun klinische Studien zur direkten Bewertung immunmodulatorischer Adjuvanzien in der Alzheimer-Prävention dringend geboten.