Wie es nach der Magen-OP weitergeht |
Neben dem Magenbypass gehört der Schlauchmagen hierzulande zu den häufigsten Methoden der Adipositas-Chirurgie. Diese und andere führen laut Fink zu komplexen Hormonveränderungen des Magen-Darm-Traktes: So produziere der Körper unter anderem weniger Ghrelin, ein Hormon, das appetitanregend wirke. »Ich habe gar kein Hungergefühl mehr«, sagt Alexandra Knoch. Der Hunger, den sie verspüre, sei ein reiner »Kopfhunger«.
Die veränderte Ausschüttung von Hormonen des Magen-Darm-Traktes nach der Operation sei eine wichtige Erklärung dafür, dass viele Patienten auch langfristig schlank blieben, denn mit der Zeit dehne sich der Magen wieder und man könne wieder mehr essen, erklärt Fink. »Etwa 75 Prozent der Patienten schaffen es auch langfristig, ihr reduziertes Gewicht zu halten und sind zufrieden«, so der Professor. Wenn Patienten wieder zunähmen, könne dies unterschiedliche Gründe haben. »Manche verändern ihre Lebensgewohnheiten nicht dauerhaft und verfallen in ihren alten Trott«.
»Die Operation ist nicht das Entscheidende, sondern die Veränderung der Lebensgewohnheiten nach der Operation«, betont auch Jonas Raakow. »Die Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die sich mit der Operation nicht bekämpfen lässt«, betont der Charité-Oberarzt. »Uns geht es darum, das Risiko für gefährliche Nebenerkrankungen wie etwa kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes oder auch Tumorerkrankungen erheblich zu reduzieren.«
Auch die Lebensqualität steige deutlich, ergänzt Alexandra Knoch. »Beim Duschen und Eincremen muss ich keine Akrobatik mehr veranstalten«, erzählt sie. Außerdem könne sie sich nun wieder schöne Kleidung kaufen. Auch Restaurants müsse sie jetzt nicht mehr nach der Bestuhlung auswählen. Und ärztliche Untersuchungen seien nicht mehr wie früher entwürdigend. »Bei einer Magenspiegelung musste ich auf dem Boden liegen, da der Arzt fürchtete, die Liege würde brechen«, erinnert sich Knoch.
Bei vielen Patienten verbessere sich auch die psychische Gesundheit nach einer Operation, berichtet Dr. Tobias Hofmann, Leiter der Psychosomatik am Adipositas-Zentrum der Charité. So nähmen vor allem im ersten Jahr Depressionen ab. »Viele sind sehr glücklich, die Zeit wird deshalb auch Honeymoon-Phase genannt«, so Hofmann. Allerdings könne es nach zwei bis drei Jahren auch wieder zu Rückschlägen kommen.
Als adipös gelten Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30. In Deutschland ist laut Robert-Koch-Institut jeder vierte Erwachsene betroffen. Jährlich ließen sich rund 20.000 Betroffene in Deutschland deshalb operieren, so Fink. Die Ursachen für eine Adipositas sind vielfältig. Laut Deutscher Adipositas-Gesellschaft (DAG) können unter anderem genetische Ursachen, Bewegungsmangel, Fehlernährung, Schlafmangel, Stress, depressive Erkrankungen, Essstörungen oder auch Medikamente eine Rolle spielen.