Wie gesund sind glutenfreie Produkte? |
Katja Egermeier |
13.03.2023 16:00 Uhr |
Im Gegenteil sind sich viele Ernährungswissenschaftler einig, dass eine medizinisch nicht begründete glutenfreie Kost sogar erhebliche Nachteile bringen kann: Durch die modifizierte Ballaststoffzusammensetzung steigt das Risiko für Obstipation, Fettstoffwechselstörungen und eine bakterielle Fehlbesiedlung des Darms. Dazu kommen oft deutliche Mehrkosten für glutenfreie Produkte sowie eine potenziell höhere Schwermetallbelastung. Und: Eine »selbstverordnete« Glutenkarenz kann die Diagnose einer Zöliakie verschleiern.
Zukünftig wollen die Forschenden noch einen weiteren Aspekt der glutenfreien Ernährung untersuchen. So heißt es in der Pressemitteilung der Universität: »Wir wollen herausfinden, wie sich glutenfreie Lebensmittel auf die Umwelt auswirken. Sie haben tendenziell eine größere Wirkung als der Rest, weil zum Beispiel einige Zutaten aus dem Ausland importiert werden müssen. Diese Auswirkungen müssten reduziert werden.«
An einer nachgewiesenen Zöliakie leiden etwa 0,3 Prozent der Bevölkerung. Die chronisch-entzündliche Dünndarmerkrankung beruht auf einer fehlgerichteten Immunantwort auf das Klebereiweiß Gluten, das in Getreidesorten wie Weizen, Dinkel und Roggen vorkommt. Sie weist sowohl Merkmale einer Allergie als auch einer Autoimmunerkrankung auf.
Durch glutenhaltige Getreide wie Weizen, Dinkel, Hafer, Gerste oder Roggen kommt es bei den Betroffenen zu einer Zerstörung der Darmzotten, was zu einer Maldigestion und zu systemischen Komplikationen führen kann. Mögliche Symptome sind Bauchschmerzen und chronische Durchfälle, Fettstühle oder Obstipation, aber auch Gewichtsverlust, Leberwerterhöhungen, Müdigkeit, Depressionen und Wachstumsstörungen bei Kindern. Zur Linderung der Symptomatik können Betroffene lediglich auf Gluten verzichten, eine gezielte Therapie gibt es bislang nicht.
Von der Zöliakie zu unterscheiden ist die IgE-vermittelte Weizenallergie, die durch unterschiedliche Eiweißbestandteile ausgelöst werden kann – etwa Gluten, Weizen-Albumin oder Globulin. Eine relativ neue Sonderform ist zudem die weizenabhängige anstrengungsinduzierte Anaphylaxie (wheat dependent excercise induced anaphylaxis, WDEIA). Hier treten die Beschwerden, die bis zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock reichen können, nach dem Verzehr von Weizen in Kombination mit Triggerfaktoren wie Sport, Alkohol oder Arzneimitteln auf.