Wie (un)gesund ist Hafermilch wirklich? |
Kein Grund also, Hafermilch per se zu verteufeln. Geht es um eine gesunde und ausgewogene Lebensweise, kommt es nicht auf ein einziges Lebensmittel an, sondern auf die Ernährung in ihrer Gesamtheit.
Auch Nicolai Worm hält eine Gesundheitsdiskussion auf Basis des Zuckergehalts von Haferdrinks für »völligen Quatsch«. Wie gesund ein Lebensmittel ist, lasse sich nicht an einem etwas steigenden Blutzuckerspiegel festmachen, sagt er. Zumal ein gesunder Körper mit so einem Blutzuckeranstieg selbst gut umgehen könne. Bei gesunden Menschen steige der Blutzuckerspiegel nach dem Essen nicht höher als etwa 140 mg/dl an. »Egal ob sie mehr oder weniger Zucker essen, der Körper regelt durch eine Mehrausschüttung von Insulin gegen«, sagt Worm.
Ein Problem bestehe erst, wenn der Körper nicht mehr genug Insulin produzieren kann, also Diabetes vorliegt. Oder wenn es eine Insulinresistenz gibt. Der Körper müsse dann eine vielfache – und damit ungesunde – Menge an Insulin ausschütten, um den Zucker aus dem Blut zu bekommen, so Nicolai Worm.
Eine Insulinresistenz wird durch einen Lebensstil mit Bewegungsmangel, Übergewicht, Schlafmangel und weiteren Faktoren begünstigt. Sie bleibt oft lange unentdeckt, weil sie keine Beschwerden verursacht. Für Menschen mit Diabetes gilt allerdings schon eine gewisse Vorsicht, was Haferdrinks angeht: »Sie sollten grundsätzlich sehr genau berücksichtigen, wie viele Kohlenhydrate sie zu sich nehmen«, sagt Briviba – und den Haferdrink dem Blutzuckerspiegel zuliebe lieber durch die ungesüßte Mandel- oder Soja-Variante ersetzen.
Bezogen auf Haferdrinks hat Nicolai Worm aber einen anderen Kritikpunkt: »Im Vergleich zur Kuhmilch enthalten Haferdrinks sehr wenige essenzielle Nährstoffe wie Calcium oder Jod.« Deswegen reichert die Industrie die Produkte mit Mineralstoffen und Spurenelementen an.
Doch in Pflanzen – so auch in Hafer – gibt es auch immer sogenannte Hemmstoffe, wie Worm erklärt. Diese erschweren es dem Körper, Nährstoffe aufzunehmen, sodass selbst das hinzugefügte Calcium kaum genutzt werden könne. »Laut Studien liegt die Calciumverfügbarkeit bei Haferdrinks bei 3 Prozent. Bei Kuhmilch wird sie mit 30 Prozent angegeben.« Auch im Hinblick auf den Proteingehalt stehe der Haferdrink deutlich hinter der Kuhmilch. »Das heißt, die Wertigkeit, der reine Ernährungswert, ist im Vergleich zur Milch niedriger.«