Wie unterscheiden sich Covid-19, Grippe und Erkältung? |
Eine weitere Beobachtung aus der Praxis ist, dass Covid-19 in Schüben verläuft. »Vom Beginn der Symptome an dauert es etwa eine Woche, bis der Patient Atemnot entwickelt«, berichtet Dr. Holger Neb, Intensivmediziner an der Universitätsklinik in Frankfurt am Mai, im Juni 2020 auf dem Fortbildungskongress pharmacon, der in diesem Jahr digital stattgefunden hat. Bemerkenswert sei, dass die Sauerstoffsättigung des Bluts in der Regel bereits vorher abgenommen habe. Diesen stillen Sauerstoffmangel bemerkten die Patienten nicht; er sei aber von außen erkennbar, da die Betroffenen blaue Lippen hätten.
Danach vergehe oft noch etwa eine Woche, bis die Patienten ins Krankenhaus kämen und von da an noch einmal anderthalb Wochen, bevor sie künstlich beatmet werden müssten. »Diese Verschlechterung ist aber kein Muss«, betonte Neb. Nur etwa 10 Prozent der Infizierten würden schwer krank und etwa 5 Prozent intensivpflichtig.
Laut einer aktuellen Studie, an der Wissenschafter aus Österreich, Kanada und den Vereinigten Arabischen Emiraten beteiligt waren, liegt die weltweite Sterberate von durch Labortests bestätigten Cvoid-19-Fälle bei rund 4,7 Prozent. In die Studie eingeflossen sind 480.000 bestätigte Covid-19-Fälle. Allerdings reicht die Bandbreite von etwa 0,3 bis 0,4 Prozent in Chile und Israel bis zu rund 10,8 Prozent in Italien.
Auch Daten aus Südkorea geben mit etwa 0,8 Prozent eine erheblich niedrigere durchschnittliche Sterberate an. Experten halten diese Zahl für genauer, da Südkorea sehr umfangreich auf das Coronavirus testet. Dadurch fließen auch Fälle infizierter Personen ohne erkennbare Krankheitszeichen in die Statistik ein, während in anderen Ländern vornehmlich die offensichtlich Erkrankten erfasst werden. Auch die Daten der Heinsberg-Studie weisen auf eine niedrigere Sterberate hin: Bei den untersuchten 900 Fällen lag die Sterberate nur bei 0,37 Prozent.
Im Vergleich dazu schätzt das RKI die Sterberate bei einer Grippe insgesamt momentan als geringer ein. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Grippe zu sterben, liege bei 0,1 bis 0,2 Prozent.
Auch bei der Ansteckungsrate gibt es Unterschiede. Aktuelle Modelle der SARS-CoV-2-Ausbreitung schätzen eine Grundreproduktionszahl (R0) von 2,2. Das bedeutet, dass eine infizierte Person durchschnittlich 2,2 andere Personen mit dem Virus ansteckt. Dieser R0-Wert ist höher als bei der saisonalen Influenza. Dort liegt er unter 2.
Das RKI rät Betroffenen, bei Erkältungssymptomen telefonisch ärztlichen Rat einzuholen. Der Arzt entscheidet dann anhand der Symptome, ob ein Test auf Covid-19 sinnvoll ist. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn:
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.