Wie Virusinfektionen Alzheimer und Parkinson fördern könnten |
Juliane Brüggen |
25.10.2021 15:00 Uhr |
Die viralen Proteine wurden den Studienergebnissen zufolge sowohl in die Zellmembran als auch in die extrazellulären Vesikel eingebaut. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Proteinaggregate sich in Anwesenheit der viralen Proteine deutlich stärker ausbreiteten. »Die viralen Liganden sorgten für effizienten Transfer beziehungsweise Zustellung der Aggregate an die Empfängerzellen, in denen neue Aggregate induziert wurden. Die Liganden wirken wie Schlüssel, die die Empfängerzellen aufschließen und so die gefährliche Fracht einschleusen«, verdeutlicht Vorberg. »Sicherlich bilden unsere zellulären Modelle nicht die vielen Aspekte des Gehirns mit seinen sehr spezialisierten Zelltypen ab. Dennoch konnten wir zeigen, dass unabhängig vom Zelltyp, der die pathologischen Aggregate produzierte, die viralen Liganden zu einer verstärkten Ausbreitung missgestalteter Proteine zwischen den Zellen führten.«
Bei neurodegenerativen Erkrankungen fänden sich manchmal bestimmte Viren im Gehirn des Patienten, so Vorberg weiter. Man vermute bereits, dass sie dort Entzündungen hervorrufen und neurodegenerative Veränderungen beschleunigen. »Virale Proteine könnten aber auch noch anders wirken: Sie könnten die interzelluläre Ausbreitung von Proteinaggregaten verstärken, die bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer bereits im Gange ist«, so Vorberg. Die Prozesse müssten nun genauer mit Viren untersucht werden, die das Nervensystem befallen.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.