Woher kommt der »Kloß im Hals«? |
Isabel Weinert |
03.12.2024 16:00 Uhr |
Bei etwa einem Drittel der Refluxkranken entzündet sich die Speiseröhre sichtbar. Das heißt dann Refluxösophagitis. Deren Folgen können gravierend sein: von Engstellen in der Speiseröhre durch Narben über Geschwüre und Blutungen bis hin zu einem sogenannten Barrett-Ösophagus. Aus letzterem kann sich mit der Zeit Krebs entwickeln. Eine Entzündung der Speiseröhre muss deshalb immer behandelt werden.
Zum Einsatz bei akuten Beschwerden einer Refluxsymptomatik reichen den meisten Menschen Antacida aus. Zeigen sich die Symptome jedoch immer wieder, helfen Protonen-Pumpen-Inhibitoren (PPI) etwas mehr als Zweidritteln der Betroffenen. Knapp ein Drittel spricht allerdings nicht ausreichend auf die Therapie an. Zwar entsteht weniger Säure im Magen, dennoch steigt weiterhin Mageninhalt in die Speiseröhre auf, weil der untere Muskel der Speiseröhre als Abschluss zum Magen hin nicht ausreichend schließt.
Um den Reflux möglichst zu verhindern, können Alginate zusätzlich zum PPI sinnvoll sein. Sie bilden zusammen mit der Magensäure ein auf dem Speisebrei schwimmendes Gel, das als mechanische Barriere fungiert und den Rückfluss von Säure in die Speiseröhre erschwert. PTA sollten betroffene Patienten immer auch fragen, welche Medikamente sie einnehmen, denn zum Beispiel Nitrate, Calciumantagonisten und trizyklische Antidepressiva können die Muskeln der Speiseröhre schlaffer machen.
Zudem nutzen folgende Ernährungstipps: nicht zu viel auf einmal essen und drei Stunden vor dem Schlafengehen gar nichts mehr. Darüber hinaus lässt sich mit der eigenen Atmung viel gewinnen. Üben Betroffene regelmäßig Tiefatmung, so kann das den Verschluss im unteren Muskel der Speiseröhre deutlich stärken. Bei erfolgreicher Behandlung eines Refluxes sollte auch ein dadurch verursachtes Globusgefühl verschwinden.
Das unangenehme Kloßgefühl im Hals kann außerdem ausgelöst werden von Infektionen des Nasen-Rachen-Raumes und der oberen Atemwege oder einem verdickten Sekret. Zusammen mit gutartigen Zysten sind das ebenfalls häufige Ursachen. Wird ein Arzt hier nicht »fündig«, lohnt es, auch den Zahnarzt, einen Kieferorthopäden und einen Orthopäden hinzuzuziehen, denn nicht behandelte Zahnentzündungen sowie die sogenannte Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD), bei der Muskeln, Sehnen und Gelenke des Kauapparates nicht optimal zusammenarbeiten und auch Veränderungen der Halswirbelsäule (HWS) sind weitere mögliche Gründe für ein Globusgefühl. Nur selten liegen dem Kloß im Hals Tumoren zugrunde.
Nach der Ursache richtet sich die Behandlung. Zähne sollten saniert werden, im Falle einer CMD helfen manuelle Therapie und Osteopathie. Eine seltene, aber mögliche Ursache gründet in einer deutlichen Vergrößerung einer der meist vier Nebenschilddrüsen. Sie kann je nach Lage auf die vielen Nerven im Halsbereich drücken und auf diese Weise ein Druckgefühl im Hals auslösen. Das gilt auch bei bestimmten Erkrankungen der Schilddrüse.
Eine Entzündung der Speiseröhre, die ebenfalls unter anderem ein Globusgefühl verursachen kann, erschwert Essen und Trinken, Betroffene erleben eine Schluckstörung (Dysphagie) und nehmen folglich meistens ab. Als Auslöser kommen Pilze und Viren infrage. Auch eine Nahrungsmittelallergie kann die Speiseröhre entzünden. Dann sprechen Ärzte von einer eosinophilen Ösophagitis, deren Leitsymptome Schluckstörung und/oder Brustschmerz sind. Vor allem junge Menschen erkranken daran. Die am häufigsten in diesem Zusammenhang identifizierten Allergene sind Kuhmilch, Weizen, Ei, Nuss, Soja, Meeresfrüchte und Fisch.