Zecken machen sich in ganz Deutschland breit |
»Wir sehen, dass die FSME vor allem im Erststadium und erst recht bei Kindern relativ unspezifisch verlaufen kann«, sagte Professor Dr. Gerhard Dobler, Leiter des nationalen Konsiliarlabors für FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. »Leider gibt es aber noch Kinderärzte, die glauben, dass es die FSME bei Kindern nicht gibt und die daher bei der Diagnose auch nicht daran denken.« Studien aus Tschechien belegten, dass zwei Drittel der FSME-Fälle bei Kindern zunächst falsch diagnostiziert werden, informierte Dobler. Ähnliche Studien in Deutschland gebe es nicht. Dobler rief Ärzte dazu auf, sich nicht allein auf die FSME-Risikogebiete des RKI zu verlassen.
Die bekanntesten FSME-Symptome seien zwar Gehirn- und Hirnhautentzündung, sagte der Experte. Aber eine FSME-Infektion verlaufe nicht nach Schema F. Unter Umständen könnten auch Anzeichen einer Sommergrippe wie Fieber, Kopfschmerzen oder Erbrechen und selbst Darmsymptome auf die Infektion hindeuten. Es gebe auch zunehmend Fälle mit einer völlig untypischen Symptomatik wie einer Darmlähmung, aber auch Leber- und Herzentzündungen. »Mittlerweile wissen wir, dass die FSME auch bei Kindern einen schweren Verlauf nehmen kann. Gerade bei ihnen zeigt sich oft ein uncharakteristischer Krankheitsbeginn, der immer wieder zu verspäteten Diagnosen führt.«
Dobler sieht in der Impfung die beste Präventionsmaßnahme. »Bei 98 % der FSME-Patienten im vergangenen Jahr waren die Erkrankten gar nicht geimpft oder hatten wegen fehlender Auffrischungsimpfung einen unzureichenden Impfschutz.« Gleichzeitig zeigten Länder wie Österreich, wie weitgehend flächendeckende Impfungen die Krankheitszahlen erfolgreich nach unten drücken können. Allerdings ergebe sich auch im Nachbarland ein ansteigender Trend bei den Erkrankungen – bei der ungeimpften Bevölkerung, berichtete Dobler.