Zu viel Luft im Bauch |
Wenn Blähungen akut sind, bringen rezeptfreie Präparate schnell Linderung. Ein Klassiker bei Blähbauch und vermehrten Winden sind Entschäumer wie Dimeticon oder Simeticon. Die nicht resorbierbaren Silikonöle wirken rein physikalisch; sie reduzieren lokal die Oberflächenspannung der Gasblasen. Diese werden dadurch kleiner und können leichter resorbiert werden. Die Entschäumer stehen in verschiedenen Darreichungsformen wie Tropfen für Säuglinge oder als Liquida oder Kautabletten für ältere Betroffene (wie Lefax®, Sab simplex®, Velgastin®) zur Verfügung.
Wer es lieber pflanzlich mag, kann aus einer Reihe von karminativ und spasmolytisch wirkenden Heilpflanzen wählen. Zum Einsatz kommen dabei vor allem Anis, Kümmel und/oder Fenchel sowie Pfefferminze, Kamille oder Melisse. Deren Inhaltsstoffe regen die Darmmotilität an und lindern Spannungsgefühle im Verdauungstrakt. Bitterstoffhaltige Drogen wie Pomeranzenschale, Condurangorinde, Wermutkraut und Enzianwurzel regen den Appetit, die Magensaft- und Gallenproduktion an und leisten Vorschub für Luft, die nach innen drückt und nach außen drängt. Viele Präparate (wie Iberogast®, Carmenthin®, Amara-Tropfen von Weleda, Gastricholan®-L) und Teemischungen enthalten sowohl Karminativ- als auch Bitterdrogen. Yamato®Gast enthält Trockenextrakte von Pflanzen der japanischen Traditionsmedizin wie Ginseng, Ingwer oder Süßholzwurzel.
Von Fencheltee rät die Europäische Arzneimittelagentur EMA bei Kindern bis zum Alter von vier Jahren und bei Stillenden ab. Das liegt an der kanzerogen wirkenden Substanz Estragol. Die Substanz führte in Tierversuchen in hohen Dosen zu Krebs in der Leber.
Da der Estragol-Gehalt im Fenchelöl stark schwanken kann, wird bei kleinen Kindern und Stillenden vorsorglich von der Anwendung von Fencheltee abgeraten. Generell sollte bei Kindern bis zum elften Lebensjahr Fencheltee nur zurückhaltend zum Einsatz kommen. Es spricht jedoch nichts dagegen, Fenchel als Gemüse zu essen oder ab und zu als Gewürz zu verwenden.
Hoch dosiertes Pfefferminzöl (Medacalm®, Digestopret®, Buscomint®) mono oder in Kombination mit Kümmelöl (Carmenthin®) ist eine gute PTA-Empfehlung, wenn funktionelle Verdauungsstörungen von einem Blähbauch und Blähungen begleitet werden. So gibt es eine ganze Reihe an Wirksamkeitsbelegen für Reizdarm. Diese haben dem Pfefferminzöl in der aktuellen S3-Leitlinie Reizdarm eine 1A-Empfehlung eingebracht.
Gehen Meteorismus oder Flatulenz mit ausgeprägten krampfartigen Schmerzen einher – was etwa beim Reizdarmsyndrom der Fall sein kann -, bringt Butylscopolamin (etwa Buscopan®) Entspannung in den Bauchraum. Der Muscarinrezeptor-Antagonist ist in der Lage, den Tonus der glatten Muskulatur im Magen-Darm-Trakt herabzusetzen.
Liegt den Verdauungsbeschwerden ein Mangel an Pankreasenzymen zugrunde, können Enzympräparate hilfreich sein. Sie werden auch in fester Kombination mit entschäumenden Wirkstoffen angeboten (wie Lefax® Enzym). Pankreasenzyme helfen zum Beispiel Menschen mit einer Funktionsschwäche der Bauchspeicheldrüse.