Zwei Filmtabletten mit neuen Wirkstoffen |
Sven Siebenand |
23.10.2025 08:00 Uhr |
Zwei Lichtblicke für die Indikationen Hereditäres Angioödem und Desmoidtumoren gibt es auf dem Arzneimittelmarkt im Oktober. / © Getty Images/Jena Ardell
Sebetralstat (Ekterly®, Kalvista Pharmaceuticals) ist hierzulande die erste oral verfügbare Option zur Akuttherapie von Attacken des Hereditären Angioödems (HAE). Diese seltene, vererbte Erkrankung geht mit wiederkehrenden Angioödemen der Haut und Schleimhäute einher. Lebensgefährlich können diese sein, wenn sie im Bereich von Hals, Mundhöhle oder Kehlkopf auftreten. Für die Behandlung akuter HAE-Attacken gab es bisher nur parenteral verfügbare Wirkstoffe.
Sebetralstat ist nun der erste oral verfügbare. Es handelt sich um einen Inhibitor von Plasmakallikrein. Durch die Blockade dieses Enzyms wird weniger Bradykinin freigesetzt. Das Fortschreiten von Angioödem-Anfällen wird dadurch gestoppt. Der Wirkmechanismus funktioniert auch bei der Prophylaxe von HAE-Attacken. Die beiden Wirkstoffe Lanadelumab und Berotralstat sind bereits im Handel, allerdings nur zur Prophylaxe und nicht zur Akuttherapie.
Sebetralstat ist zugelassen zur symptomatischen Behandlung von akuten HAE-Attacken bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren. Die empfohlene Dosis entspricht einer 300-mg-Tablette. Patienten sollten diese bei den ersten Anzeichen einer bevorstehenden Attacke schlucken. Wenn kein ausreichendes Ansprechen erzielt wird oder die Symptome sich verschlimmern oder zurückkehren, können Patienten drei Stunden nach der ersten Dosis eine zweite Dosis anwenden.
Innerhalb von 24 Stunden dürfen sie nicht mehr als zwei Dosen einnehmen. Bei Patienten, die moderate oder starke CYP3A4-Induktoren einnehmen, wird eine Einzeldosis von 900 mg (drei Tabletten à 300 mg) zur Behandlung einer HAE-Attacke empfohlen. Die Anwendung bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung wird nicht empfohlen. Die häufigste beobachtete Nebenwirkung war Kopfschmerz.
Sebetralstat kann das QT-Intervall am Herzen verlängern. Dies trifft jedoch nur für hohe Konzentrationen zu, die mit der empfohlenen Dosis wahrscheinlich nicht erreicht werden. In der Fachinformation heißt es aber dennoch, dass es keine Daten zur Anwendung von Sebetralstat bei Patienten mit unabhängigen Risikofaktoren für eine QT-Verlängerung gibt, etwa einer bekannten, bereits bestehenden QT-Verlängerung, Elektrolytstörungen oder gleichzeitiger Anwendung von anderen Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern. Bei solchen Patienten sei aufgrund des Risikos für eine QT-Verlängerung Vorsicht geboten. Dies gelte insbesondere für Patienten mit mehr als einem Risikofaktor.
Gebärfähige Frauen müssen während der Behandlung mit Ekterly und für einen Zeitraum von 24 Stunden nach der letzten Dosis eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Ekterly darf während der Schwangerschaft nur dann angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen der Behandlung das potenzielle Risiko für den Fetus rechtfertigt. Bei Stillenden ist eine Entscheidung zu treffen, ob auf Sebetralstat verzichtet wird oder das Stillen nach der Einnahme des Wirkstoffs für 24 Stunden unterbrochen werden soll.