Zwei Innovationen am Start |
Sven Siebenand |
11.06.2021 12:00 Uhr |
Ebenfalls zum 1. Juni kommt das Antiepileptikum Cenobamat (Ontozry®, Arvelle Therapeutics Netherlands) auf den deutschen Markt. Es ist vorgesehen für die Begleittherapie von fokalen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei erwachsenen Patienten mit Epilepsie. Innerhalb dieses Anwendungsgebietes kommt Cenobamat bei jenen Patienten infrage, deren Epilepsie trotz einer Behandlung mit mindestens zwei anderen Antiepileptika in der Vorgeschichte nicht ausreichend kontrolliert werden konnte.
Wie Cenobamat bei Epilepsie genau wirkt, ist noch nicht geklärt. Wahrscheinlich verstärkt der Wirkstoff zum einen durch Modulation von GABAA-Rezeptoren den dämpfenden Effekt des Neurotransmitters GABA, zum anderen wirkt Cenobamat antikonvulsiv, indem es exzitatorische Ströme blockiert. Dies könnte durch Hemmung des anhaltenden Natriumstroms und durch Stärkung des inaktivierten Zustands spannungsaktivierter Natriumkanäle verursacht sein.
Die empfohlene Anfangsdosis von Cenobamat beträgt 12,5 mg pro Tag und wird schrittweise auf die empfohlene Zieldosis von 200 mg pro Tag titriert. Basierend auf dem klinischen Ansprechen kann die Dosis auf maximal 400 mg pro Tag erhöht werden. In der Fachinformation von Ontozry finden sich Informationen zu möglichen Wechselwirkungen mit anderen Antiepileptika. Zudem macht ein Interaktionscheck auch hinsichtlich einer etwaigen weiteren Medikation des Patienten Sinn, zum Beispiel bei CYP3A4-, CYP2B6- und CYP2C19-Substraten sowie bei OAT3-Substraten.
Die häufigsten beobachteten Nebenwirkungen von Cenobamat sind Schläfrigkeit, Schwindelgefühl, Ermüdung, Sehstörungen und andere ZNS-bezogene Symptome. Einen Warnhinweis gibt es in der Fachinformation von Ontozry zur QT-Zeitverkürzung am Herzen. Ärzte sollten bei der Verordnung von Cenobamat in Kombination mit anderen Arzneimitteln, von denen bekannt ist, dass sie die QT-Zeit verkürzen, Vorsicht walten lassen. Bei Patienten mit dem seltenen familiären Short-QT-Syndrom ist Cenobamat kontraindiziert.
Ontozry darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dass eine Behandlung mit Cenobamat aufgrund des klinischen Zustandes der Frau erforderlich ist. Aus Vorsichtsgründen soll das Stillen während der Behandlung mit dem Antiepileptikum unterbrochen werden. Die Anwendung von Cenobamat bei gebärfähigen Frauen, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen. Frauen im gebärfähigen Alter, die gleichzeitig orale Kontrazeptiva anwenden, müssen während der Behandlung mit dem neuen Wirkstoff und bis zu vier Wochen nach Beendigung der Behandlung eine zuverlässige zusätzliche oder alternative nicht-hormonelle Verhütungsmethode anwenden.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.