Zwei neue Wirkstoffe, eine neue Indikation |
Sven Siebenand |
11.02.2021 09:52 Uhr |
Der früher als Appetitzügler eingesetzte Arzneistoff Fenfluramin wurde vor mehr als 20 Jahren wegen schwerer kardiovaskulärer Nebenwirkungen vom Markt genommen. Nun ist er wieder da, allerdings in einem anderen Anwendungsgebiet. Das Präparat Fintepla® 2,2 mg/ml Lösung zum Einnehmen von Zogenix wird eingesetzt bei Patienten ab einem Alter von zwei Jahren zur Behandlung von Krampfanfällen im Zusammenhang mit dem Dravet-Syndrom als Zusatztherapie zu anderen Antiepileptika.
Beim Dravet-Syndrom handelt es sich um ein seltenes, im frühen Kindesalter beginnendes, schwerwiegendes therapierefraktäres epileptisches Syndrom, das mit erheblichen geistigen und körperlichen Einschränkungen einhergeht. Die Patienten leiden meist unter einer hohen Anzahl von Anfällen, die häufig auch in einen Status epilepticus übergehen können.
Der genaue Wirkmechanismus von Fenfluramin beim Dravet-Syndrom ist bisher nicht bekannt. Die Substanz erhöht den Serotonin-Spiegel. Laut der Fachinformation von Fintepla kann es Krampfanfälle reduzieren, indem es unter anderem als Agonist an bestimmten Serotonin-Rezeptoren im Gehirn wirkt. Zudem geht man davon aus, dass Fenfluramin vor Anfällen schützen kann, indem es auf den Sigma-1-Rezeptor auf der Oberfläche von Nervenzellen wirkt.
Fintepla ist als Flüssigkeit erhältlich, die zweimal täglich eingenommen wird. Die Dosis richtet sich nach dem Körpergewicht des Patienten und danach, ob der Patient auch den Wirkstoff Stiripentol erhält. Eine Dosierungstabelle findet sich in der Fachinformation.
Für die Verordnung von Fenfluramin gelten besondere Regeln: Es wurde ein Programm für den kontrollierten Zugang eingerichtet, um den nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch zur Gewichtskontrolle zu verhindern und um zu bestätigen, dass verordnende Ärzte über die Notwendigkeit einer regelmäßigen Überwachung der Herzfunktion bei mit Fenfluramin behandelten Patienten informiert wurden.