Abhängig von Alkohol und Nikotin |
Alkohol ist erwiesenermaßen ein starkes Zellgift und schädigt vor allem Zellen der Leber und des Zentralen Nervensystems. Medizinisch wird unterschieden zwischen einem risikoarmen, riskanten, gefährlichen und einem Hochkonsum von Alkohol. Die Grenzwerte für diese Konsumklassen, die für Frauen deutlich niedriger liegen als für Männer, sind in der Tabelle aufgelistet.
Klasse | Männer | Frauen | |
---|---|---|---|
Risikoarmer Konsum | bis 24 g | bis 12 g | |
Riskanter Konsum | 24-60 g | 12-40 g | |
Gefährlicher Konsum | 60-120 g | 40-80 g | |
Hochkonsum | mehr als 120 g | mehr als 80 g |
Die Angaben erfolgen hierbei in Gramm an reinem Alkohol. Der Alkoholgehalt von Getränken wird aber durchwegs in Volumenprozenten angegeben. Um von diesen Volumenprozentangaben auf den Gehalt in Gramm Alkohol zu kommen, ist der Volumenwert mit 0,8 zu multiplizierten, da die Dichte von absolutem Alkohol nur 80 % derjenigen von Wasser entspricht. Umgekehrt müssen Gewichtsangaben für Alkohol mit 1,25 multipliziert werden, um die Volumenprozente eines alkoholischen Getränks zu erhalten.
Bereits in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert einigte man sich darauf, fünf unterschiedliche Alkoholiker-Typen einander gegenüberzustellen und zu charakterisieren. Diese stellt der Kasten näher dar.
Alpha-Typ (rund 5%): Konflikttrinker ohne Kontrollverlust
• undiszipliniertes Trinken, aber mit Fähigkeit zur Abstinenz
Beta-Typ (rund 5%): Wochenendtrinker ohne Kontrollverlust
• Gelegenheitstrinker
• weder körperliche noch psychische Abhängigkeit
• Abstinenz gut möglich, gegebenenfalls auch länger
Gamma-Typ (rund 65%): Süchtiger Trinker mit Kontrollverlust
• Abstinenz nur zeitweilig möglich
• psychische und körperliche Abhängigkeit
Delta-Typ (rund 20%): Gewohnheitstrinker ohne Kontrollverlust
• kontinuierlicher Konsum ohne Rausch
• Abstinenz nicht möglich
Epsilon-Typ (rund 5%): Quartalstrinker ohne Kontrollverlust
• episodischer, teils exzessiver Konsum, auch längere Abstinenz möglich
• psychische Abhängigkeit
Bereits nach einer kurzen Zeitspanne, die jedoch stark von der täglich aufgenommenen Trinkmenge an Alkohol abhängt, weisen unterschiedliche, von Dritten gut wahrnehmbare körperliche Symptome typischerweise auf eine bereits vorherrschende Alkoholabhängigkeit hin. Das können etwa ein reduzierter Allgemeinzustand bis hin zur Verwahrlosung, ein Alkoholatem - besser bekannt unter der Bezeichnung »Fahne« -, ein schwammiges und aufgedunsenes Gesicht oder Gangunsicherheit sein.
In der Apotheke klagt der Abhängige möglicherweise über Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, wässriger Durchfall, Völlegefühl oder ständiges Aufstoßen, außerdem über Schlafstörungen, ständiges Durstgefühl, Stechen und Klopfen in der Herzgegend sowie unregelmäßigen Herzschlag, leichtes Drücken unter dem rechten Rippenbogen (Vergrößerung der Leber) und Nachlassen des sexuellen Verlangens und der Potenz.
Gewöhnlich wird mit einer medizinischen Entzugsbehandlung versucht, den Alkoholabusus zu beenden und anschließend in einer Reha-Einrichtung die Abstinenz möglichst dauerhaft aufrechtzuerhalten. Der Entzug erfolgt üblicherweise in einer Klinik, nur unter patientenseitig besonders günstigen Voraussetzungen ist dies auch ambulant möglich.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit einer kontinuierlichen medikamentösen Anticraving-Behandlung. Hierfür stehen die synthetischen Verbindungen Acamprosat (Campral®), Naltrexon (wie Nemexin®), Nalmefen (Selincro®), Disulfiram (wie Antabus®) und Baclofen (Lioresal®) zur Verfügung. Sie haben unterschiedliche Wirkmechanismen, sodass sie beim Patienten entsprechend der individuellen Verträglichkeit auswahlweise eingesetzt werden können.